Kategorie: Tschechien

Kammtouren.eu – Der Tourenpool wächst!

Nach den Kammtouren im Riesen- und Isergebirge im Juli und August ist vor den Kammtouren im September und Oktober. Schwerpunkte in dieser Zeit werden das Erzgebirge und die Böhmische Schweiz sein. In beiden Regionen stehen einzelne Vortouren zum Check-up der aktuellen Erreichbarkeit mit dem ÖPNV sowie zur gastronomischen Infrastruktur auf dem Plan. Die Aktualisierung der Planungsgrundlagen ist von Zeit zu Zeit erforderlich, da sich erfahrungsgemäß manches gegenüber dem Zeitpunkt der letzten Tour oder der letzten Recherche geändert hat. Die Zeit ist schnelllebig und Änderungen gehören zum Leben.

Im Tourenpool sind inzwischen 68 Kammtouren in Sachsen, Nordböhmen und Niederschlesien mit einer Gesamtlänge von 1.316 km und 33.060 Höhenmetern enthalten – siehe:

Buchbar sind bisher Kammtouren, die mit ÖPNV ab Dresden und für Zustiege entlang der Fahrtstrecken zum Startort als Tagestouren geeignet sind. Mehrtagestouren mit Zwischenübernachtungen befinden sich noch in der Planungsphase.

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 14: Abreise & Fazit

Auch die schönste Wanderreise ist irgendwann vorbei. Das muss auch Petrus nahe gegangen sein, denn er ließ am Abreisetag bittere Tränen regnen. 13 Tage Sonnenschein und ein Tag Regen sind trotzdem eine gute Wetterbilanz für eine Wanderreise im Iser- und Riesengebirge. Und weil das Wort Bilanz gerade fiel, hier noch etwas Zahlensalat:

  • Wir sind an 13 von 14 Tagen gewandert.
  • Damit haben wir insgesamt 74:11 Std. verbracht.
  • Zurückgelegt wurden dabei 253 km und 6.390 Höhenmeter.

Und so sieht das grafisch aus:

Fazit: Das Gesamterlebnis war grandios, die Erwartungen wurden weit übertroffen. Insbesondere die grenzüberschreitenden Kammüberquerungen und -touren haben uns fasziniert und verfügen über viel Potential für weitere Wanderreisen. Gern mit Kleingruppen von mindestens 5 bis maximal 15 Personen und in Kooperation mit Wanderreiseveranstaltern – Kontakt siehe Impressum.

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 13: Alter Kammweg & Via Czechia

Der letzte Wandertag sollte noch einmal ein bleibendes Erlebnis sein. Das Wetter versprach, prächtig zu werden: viel Sonne, leichter Wind und gute Fernsicht. Diesmal wanderten wir von der ehemaligen Katzensteinbaude in Jakobstal/Jakuszyce durch das Hochmoor zum Reifträger, zur Elbquelle und dann talwärts zu Rübezahls Frühstücksplatz und zum Mummelfall. Start der Tour war auf polnischer Seite an der Bahnstation Polana Jakuczycka/Jakobstal. Am alten Forsthaus bogen wir ab und begaben uns ins vorbildlich ausgeschilderte Natura-2000-Gebiet, das im Hochmoorbereich in den polnischen Riesengebirgs- Nationalpark übergeht. Der Aufstieg bis zur Alten Schlesischen Baude dauert bei Genusstempo etwas weniger als 2 Stunden. Dort ist dann Pause angesagt. Der Blick auf Schreiberhau und den Hohen Iserkamm ist immer wieder ein Erlebnis, erst recht mit einem gut gekühlten Getränk in der Hand. Den weiteren Aufstieg in Richtung Reifträger variierten wir, indem wir den auch diesmal von zahlreichen Wanderern angesteuerten Gipfel umgingen. Menschenmassen gucken war nicht unser Ziel. Dafür begaben wir uns bis zur Ceska Budka auf den historischen Kammweg, heute als Weg der tschechisch-polnischen Freundschaft und neuerdings auch als Teil der Via Czechia gewidmet. Wege zur Freundschaft sind immer gut.

An der symbolischen Elbquelle stellten wir fest, dass sie immer noch trocken lag. Kein Wunder: in den zwei Wanderwochen hatte es nicht einen Tropfen geregnet. Am Abzweig „Zu den Vier Herren“ verließen wir zum vorläufig letzten Mal den Riesengebirgskamm und stiegen den sehr gut angelegten Weg zu Rübezahls Frühstücksplatz ab. Der Rest war Mummeltal vom Feinsten und ein Abschlussessen in Harrachov. Morgen geht es nach Hause.

Fazit: Diese Tour, eine der abwechslungsreichsten und längsten, fasziniert uns am Meisten. Sie bietet alles, was das Riesengebirge so einzigartig macht.

Und noch ein Ausblick auf Tag 14, den Abreisetag: Da wird es ein wenig Zahlensalat geben.

Hier sind noch einige Schnappschüsse von der Tour am Tag 13: https://photos.app.goo.gl/NWS5oxeCESZ9amg57

und hier ist ein Überblick über die Tour:

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 11: Horní Mísečky/Ober Schlüsselbauden & Ryžoviště/Seifenbach

Diese Tour begann entspannt mit einer Busfahrt von Harrachov nach Rokytnice. Dort änderte sich das. Der Bus füllte sich und in Vitkovice war er so voll, dass auch Stehplätze rar wurden und das Atmen schwerfiel. Eigentlich hätte es eine schöne Panoramafahrt sein können: schmale Bergstraßen, Aussichten vom Feinsten und ein Busfahrer, der auch bei Gegenverkehr die Nerven behielt. Wenn da nicht der Sauerstoffmangel gewesen wäre. Eine junge Frau – sichtlich schwanger – war kurz vor dem Kollabieren. An der Endstation waren alle froh, wieder an der frischen Luft zu sein.

Wenn ein Wandertag so beginnt, kann es eigentlich nur besser werden. Und das wurde es auch. Der Weg über den Harrachsdorfer Stein zu den Salenbacher Hofbauden gehört zu den eindrucksvollsten Panoramastrecken auf dem Kammplateau. Fernsichten bis zum Böhmischen Paradies, zum Jeschken und zu den Kegelbergen von Böhmischer Lausitz und Böhmischer Schweiz machten die sauerstoffarme Fahrt vergessen. Auch Schneekoppe und Wiesenbaude waren zu erkennen und rundeten das Panorama ab.

Einen Einkehrschwung gab es erneut beim Imbiss auf dem Teufelsplan. Die Betreiber machen das im Sommer wie im Winter einfach gut und das Preis-Leistungsverhältnis ist auch in Ordnung. Frisch gestärkt machten wir uns anschließend auf die Suche nach einem Weg in Richtung Ryžoviště (Seifenbach), der in keinem Wanderführer beschrieben wird. Es gibt sie noch, die einsamen, naturbelassenen und völlig legalen Wege abseits touristischer Haupttrassen – auch im Riesengebirgsnationalpark. Man muss sie nur finden.

Ryžoviště (Seifenbach) ist vor allem bei Wintersportlern beliebt. Der Ortsteil von Harrachov ist in einem ruhigen Seitental der Mumlava/Mummel gelegen und an das Pistengebiet des Teufelsberges angeschlossen. Im Sommer ist dort im Gegensatz zum Hauptort kaum Trubel. Fazit: Eine ruhige und wenig anstrengende Panoramatour zum Geniessen!

Hier sind einige Schnappschüsse, aufgenommen während der Tour: https://photos.app.goo.gl/rsNVVJsBnaAjsYoE8

und hier ist ein Überblick über die Route:

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 9: Graf Harrach, Rübezahl & Pavel Ploc

Nach den Touren der ersten 8 Tage auf entfernteren Routen sollte es am 9. Tag der Wanderreise vor allem um den Standort Harrachov und seine nähere Umgebung gehen. Dieser Ort ist weit mehr als eine Hauptstraße mit ein paar Hotels und Restaurants drumherum. Harrachov/Harrachsdorf hat vieles zu bieten: ein Glasmuseum, eine Brauerei, ein Skimuseum, ein Bergbaumuseum, typische Riesengebirgsarchitektur und manches mehr. So wissen wir jetzt z.B., wo 007 wohnt.;-)

Die interessantesten Eindrücke gewinnt man abseits der Touristenmeile. Drei Nebentäler lassen den Trubel schnell vergessen. Gute und preiswerte Restaurants gibt es da übrigens auch.

Bei unserer Entdeckertour begegneten wir dem Grafen Harrach, dem der Ort und die Umgebung einst gehörten und wie es sich für das Riesengebirge gehört, dem Herrn der Berge: Rübezahl. Beide in geschnitzter Form und würdevoll das Ortsbild bereichernd. Stolz ist man hier auch auf einen ehemaligen Weltklasseskispringer: Pavel Ploc. 1983 wurde er vor heimischem Publikum Vizeweltmeister im Skifliegen, 1988 Silbermedaillengewinner in Calgary hinter Matti Nykänen und 1989 bei den Nordischen Skiweltmeisterschaften Bronzemedaillengewinner mit der tschechoslowakischen Mannschaft in Lahti. Pavel Ploc betreibt eine Skipension mit Restaurant und hat sich auch politisch engagiert. 2006 wurde er für die Partei CSSD als Abgeordneter ins Parlament der Tschechischen Republik gewählt. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Pavel_Ploc).

Besonders interessant sind Wege, die nicht in Wanderführern stehen oder die abseits der Hauptwege verlaufen. So entdeckten wir einen kleinen Pfad in Richtung Polana Jakuzicka, der auf tschechischem Gebiet mit polnischen Wanderwegweisern markiert, aber in Wanderkarten (noch) nicht enthalten ist. Diesen Weg gehen wir an einem der folgenden Tage ins Isergebirge. Auch der nicht ganz neue Weg nach ⁦Rýžoviště (⁩⁦Seifenbach⁩⁦), einer alten Bergmannssiedlung, gefiel uns sehr gut. Wir gingen ihn bereits im Winter mit Schneeschuhen und werden ihn ebenfalls in den nächsten Tagen in eine Tour integrieren. Einen weiteren Weg nach Jakuszyce/Jakobstal entdeckten wir eher zufällig. Er zweigt vom Harrachover Weg ab und wird anscheinend wenig begangen. Wir werden ihn bei Gelegenheit testen, aber nicht mehr während dieser Wanderreise.

Fazit: Man kann einen ganzen Tag in und um Harrachov unterwegs sein, ohne eine Minute Langeweile zu empfinden. Ach ja, und Harrachov ist auch Station auf dem Nordweg der neuen Via Czechia. Dazu später mehr.

Hier sind einige, während der Tour aufgenommen Schnappschüsse: https://photos.app.goo.gl/ygcf59hFg6aNU4PBA .

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 8: Klein Iser & Autonomes Gebiet Hoftik/Hoffnungstal

Bevor die Erinnerungsnotizen für Tag 8 beginnen eine Anmerkung zu den bisher veröffentlichten Beiträgen: Alle haben ein kleines Update bekommen. Aus Teil wurde Tag. Dieses Wort ist treffender. Wir haben nicht teilweise, sondern täglich etwas unternommen. Auf Ruhetage im Sinne von Faulenzen und Bewegungsarmut haben wir bewusst verzichtet. Und nun zu Tag 8:

Da uns Jizerka/Klein Iser beim ersten Besuch sehr gut gefiel, wollten wir dort auf einem anderen Weg nochmals hinwandern. Start war dieses Mal in Desna/Dessendorf, das mit der Ceske Drahy von Harrachov aus in wenigen Minuten erreicht ist. Erste Station am Wegesrand war die Riedel- Villa/Riedlova vila des einstigen, namensgebenden Glasfabrikanten. Sie wird z.Z. renoviert und beherbergt die Touristinformation des Ortes. Auf den Besuch der abseits gelegenen, sehr schön restaurierten Familiengruft haben wir bei dieser Tour verzichtet. Nach Durchquerung des Ortes zu ebener Erde begann der schweißtreibende Anstieg nach Novina/Neustück. An einem unscheinbaren Schuppen entdeckten wir ein altes Foto und Informationen über dessen frühere Nutzung durch die örtliche Feuerwehr. Ein interessanter Einblick in die Regionalgeschichte dieses Isergebirgsortes!

Auf herrlich schattigen Waldwegen erreichten wir danach Jizerka/Klein Iser, wo wir uns an einem Imbissstand gut gekühlte Getränke gönnten. Bewundernswert, wie cool die Betreiber mit der Wespenplage umgingen! Uns war die Gier der Insekten nach zucker- und eiweißhaltiger Beute zu viel. Unterhalb des Berges Bukovec/Buchberg fanden wir schließlich ein wespenfreies Plätzchen für die Mittagsrast. Herrlich, dieser Blick über die bewaldeten Höhen und die Streusiedlung bis hin zu den markanten Bergrücken von Tafelfichte/Smrk und Heufuder/Stóg Izerski!

Nach einer Dreiviertelumrundung des Berges Bukovec/Buchberg stiegen wir durch das Tal der Iser wieder ab. Nächste Station am Weg war das autonome niederschlesische Gebiet Hoftik/Hoffnungstal auf tschechischer Flur. Bis 1945 gehörte das Gebiet der einstigen Strickerhäuser zu Schlesien und wurde wegen seiner landschaftlichen Reize gern als „Schlesische Schweiz“ bezeichnet.

Nach der Abtrennung Schlesiens von Deutschland wurde es Teil Polens. Anfang der 1950-er Jahre einigten sich Polen und die Tschechoslowakei auf einen Gebietstausch, Hoftik wurde tschechoslowakisch und Harrachov bekam endlich einen Bahnhof. Der liegt zwar 2 km außerhalb des Ortes, ist aber mit Bussen sehr gut angebunden. Uns war es am Ende ganz recht, die Tour mit einer kleinen Busfahrt abzurunden.

Fazit: Hoftik/Hoffnungstal und das dortige Restaurace werden wir auf jeden Fall in eine weitere Kammtour von Tannwald/Tanvald über Bad Wurzelsdorf/Kořenov einbinden.

Hier sind einige unterwegs entstandene Schnappschüsse: https://photos.app.goo.gl/YJNFhs8m5junzL748

und hier ist ein Überblick über die Tour:

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 7: Teufelsberg & Hofbauden

Auf die eher geruhsame Tour vom Vortag sollte eine etwas dynamischere folgen. Geplant war, zu Fuß von Harrachov zum Teufelsberg/Čertova hora aufzusteigen und über Teufelsplan und Studenov zu den Rochlitzer/Salenbacher Hofbauden/Dvoračky zu wandern. Doch die sehnsüchtigen Blicke auf die Seilbahn blieben nicht folgenlos: wir entschieden uns spontan für die Bahn und begannen die Tour auf dem 1.020 m hohen Hausberg Harrachovs. Dank seiner legendären Skiflugschanze und der Normalschanzen, die freilich allesamt in einem beklagenswerten Zustand und nicht mehr wettkampftauglich sind, ist der Teufelsberg neben dem Mummelfall das wahrscheinlich bekannteste Wahrzeichen Harrachovs.

Auf dem Weg nach Studenov trennte sich allmählich die Wandergemeinde. Die meisten bummelten gemütlich von Rastplatz zu Rastplatz und so konnten wir sie hinter uns lassen. In Studenov hatte eine Imbisshütte geöffnet; das Restaurant hingegen geschlossen. Auf eine Rast verzichteten wir wegen aggressiver Wespen. An der Imbisshütte Ručičky/Teufelsplan holten wir die Einkehr nach. Die Betreiber hatten vorausschauend Wespenfallen aufgestellt, die ihre Funktion prima erfüllten. Die Belästigung durch stechfreudige Insekten hielt sich in Grenzen und wir blieben komplett stichfrei.

Ab Ručičky/Teufelsplan steigt der Weg nach Dvoračky/Hofbauden kontinuierlich an und führt durch das Skigebiet von Rokytnice nad Jizerou/Rochlitz an der Iser. Hier ist Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme angesagt. Im Winter wegen der kreuzenden Abfahrtspisten und in der übrigen Zeit des Jahres wegen der zahlreichen Radfahrer. Denn der Wanderweg ist zugleich als Radweg ausgewiesen und wird rege als solcher genutzt.

Da wie erwartet das Restaurant und die Sonnenterasse an der Hofbaude voll belegt waren, zogen wir weiter auf den böhmischen Kamm des Riesengebirges zur 1.435 m hohen Kesselkoppe/Kotel. Eigentlich wäre das ein super Aussichtsberg, aber der Gipfel befindet sich in der Kernzone des Riesengebirgs- Nationalparks und markierte Wege dorthin gibt es nicht. Das akzeptieren wir und setzen den Weg vorbei an mehreren Bunkern des sogenannten Tschechoslowakischen Walls aus den 1930-er Jahren fort. Diese Schutzbauwerke sollten der Abwehr eines befürchteten deutschen Angriffs dienen, wurden jedoch nie in Kampfhandlungen eingesetzt. Im sogenannten Münchener Abkommen von 1938 wurde die Tschechoslowakei zur kampflosen Abtretung der Sudetengebiete und zur Übergabe aller darin befindlichen Ressourcen gezwungen. Was dem folgte, ist bekannt. Historie, die sich eigentlich niemals und nirgendwo wiederholen sollte. Eigentlich.

Wandern kann auch den historischen Horizont der Teilnehmenden erweitern.

Nach dem Weg durch die für die Kammregion so typische Offenlandschaft mit ihren Wiesen und Latschenkiefern begann am Kreuzungspunkt „U čtyř pánů/Bei den vier Herren“ der Abstieg in Richtung Harrachov. Vorbei an Rübezahls Frühstücksplatz und Mummelfall genossen wir aufs Neue das romantische Mummeltal und belohnten uns am Ende der Tour mit typisch böhmischer Küche in einem urigen Gasthaus. Fazit: Auch diese Tour haben wir nicht zum letzten Mal gemacht!

Hier sind wieder einige unterwegs aufgenommen Schnappschüsse: https://photos.app.goo.gl/C4Ex3A7pbVU8tJGn9

und hier ist ein Überblick über die Tour:

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 5: Alte Schlesische Baude & Elbquelle

Weil es so schön war, sollte die Kammüberquerung von Szklarsa Poreba/Schreiberhau nach Harrachov/Harrachsdorf wieder mit einer Bahnfahrt beginnen. Auf die Minute pünktlich startete der Zug der Ceske Drahy nach Skzarska Poreba Gorna und die Fahrt war eine super Einstimmung auf die kommende Tour. Rund 700 Höhenmeter waren im Auf- und Abstieg zu bewältigen und der Aufstieg kam uns endlos vor. Es war heiß und schwül und erst auf dem Kamm bewegten sich die Temperaturen einigermaßen im Wohlfühlbereich. Hinzu kam der erneute Weg durch das baustellengeplagte Szklarska Poreba/Schreiberhau bis zum Einstieg in den Bergweg an der Ameisenbank. Dann aber wurde es eine richtig schöne Bergtour, nur kurz unterbrochen von der unschönen Ticketpflicht für den polnischen Nationalpark. 5 Zloty pro Person (= ca. 1,20 €), ein eher symbolischer Preis, waren zu entrichten. Zahlbar in polnischer Währung oder per Karte. Man ist also gut beraten, sich in Schreiberhau am Bankautomaten einen Handbetrag in Zloty abzuheben oder eine Bezahlkarte mitzunehmen. Euro oder tschechische Kronen werden nicht akzeptiert; eine polnische Eigenheit. Auf der tschechischen Seite der Grenze gibt es keine Eintrittsgebühren und man akzeptiert auf den meisten Bauden die polnische und die gemeinsame europäische Währung. Allerdings meist zu einem für den Anbieter sehr vorteilhaften Umrechnungskurs. Sozusagen Trinkgeld inklusive.

Nach etwa anderthalb Stunden war die Alte Schlesische Baude erreicht. Eine Pause mit gut gekühlten Erfrischungsgetränken und kostenloser Panoramaaussicht über den niederschlesischen Gebirgsteil und das Hirschberger Tal sollte man sich nicht entgehen lassen, auch wenn die Preise auf polnischen Bauden deutschen Gaststättenpreisen immer näher kommen. Die letzten Meter im Aufstieg zur Elbwiese erforderten nochmal etwas Motivation, aber dann wurde es einfach nur noch schön und aussichtsreich. Auf dem Weg zur ausgetrockneten Elbquelle fielen uns die vielen abgestorbenen Latschenkiefern auf. Das war bei unserer Tour im vergangenen Jahr noch nicht der Fall. Offensichtlich leiden viele Pflanzen auf der Elbwiese unter dem Mangel an Regen und der starken Verdunstung infolge langanhaltender Hitzeperioden. Die damit verbundene erhöhte Waldbrandgefahr treibt auch die tschechische Nationalparkverwaltung um. Auf dem Abstieg zur Wosseckerbaude begegneten wir einer gemeinsamen Streife von Nationalparkrangern und tschechischer Polizei. Das kennen wir aus der Nationalparkregion Sächsisch-Böhmische Schweiz. Im Riesengebirgs- Nationalpark haben wir es erstmals erlebt.

Immer wieder schön und erholsam ist auch der gemächliche Abstieg von der Wosseckerbaude vorbei an Rübezahls Frühstücksplatz und entlang der Mumlava/Mummel mit ihrem bernsteinfarbenen, kristallklaren Wasser, das zum Baden einlädt.

Fazit: Eine erlebnisreiche Tour, anstrengend im Aufstieg, zum Seelebaumeln geeignet auf der Kammhöhe und zum Genießen im Abstieg!

Hier sind einige Schnappschüsse: https://photos.app.goo.gl/Dk8oHhK3KnM5WvrP7

und hier ist ein Überblick über die Tour:

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 4:  ‎Szklarska Poręba & Zackelfall

Der Wunsch nach einem Besuch in Szklarska Poreba/Schreiberhau auf der niederschlesischen Seite des Riesengebirges bestand schon länger, wurde aber immer wieder verworfen. Diesmal sollte es jedoch klappen. Die Zugverbindung von Harrachov/Harrachsdorf nach Szklarska Poreba/Schreiberhau ist ideal geeignet, schnell und preiswert. Die Fahrzeit beträgt ca. 25 Minuten und der Preis pro Person 60 Tschechische Kronen (= ca. 2,40 EUR). Die Züge sind auf die Minute pünktlich und die Schaffner von erlesener Freundlichkeit. Fahrkartenkauf im Zug ist eine Selbstverständlichkeit und wenn man Wert darauf legt, erhält man die Fahrkarte auch zum Tarif 65+ für einen reduzierten Preis. Die Deutsche Bahn sollte ihre Führungskräfte und Zugbegleiter zum Praktikum bei der Tschechischen Bahn delegieren.

In Szklarska Poreba/Schreiberhau angekommen, stehen für weiterreisende Fahrgäste schon der Regionalzug der Niederschlesischen Eisenbahn nach Wroclaw/Breslau und der Schnellzug nach Warzawa/Warschau bereit. Auch auf polnischer Seite sind alle Züge sauber, pünktlich und der Ablauf ist wohlorganisiert. Beeindruckend!

Auf dem Weg zum Zackelfall müssen wir innerorts mehrere Baustellen passieren. Es geht eng und laut zu und über den Arbeitsschutz schweigt des Chronisten Höflichkeit. Unterwegs gewinnen wir zunehmend den Eindruck, Teil einer Prozession zu sein. Hunderte, Tausende scheinen das gleiche Ziel „Zackelfall“ zu haben. Am Eingang zum Kassenhäuschen hat sich schon eine ellenlange Warteschlange gebildet. Wir beschließen, auf den kostenpflichtigen Eintritt zu verzichten und fotografieren den Zackelfall von oben durch ein Absperrgitter. Während der folgenden Pause in einer urigen Hütte fällt ein altes Radio auf: produziert im Sachsenwerk Dresden-Niedersedlitz – vermutlich ein Beutestück aus der Zeit der Vertreibung. Für den Rückweg zum Bahnhof wählen wir bewusst eine andere, menschenarme Route durch den polnischen Riesengebirgsnationalpark. Ein Nationalpark sollte kein Rummelplatz sein!

Fazit: Szklarska Poreba/Schreiberhau, wir kommen wieder! Aber definitiv nicht zum Zackelfall!

Hier ist eine Übersichtskarte des Ortes:

und hier sind einige Fotos der Tour: https://photos.app.goo.gl/tgcRVmix2J8SWYRb6 .

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 3: Orle & Jizerka

Am 16.07.2024 sollte es auf Abschnitte des Kammweges und des Nordweges der Via Czechia ins Isergebirge gehen. Das ist von Harrachov Neuwelt aus fußläufig ohne weiteres möglich. Wir wollten jedoch zunächst die Busverbindung bis zum Bahnhof testen. Die funktioniert prima und ist perfekt auf die Ankunft der Züge aus Liberec/Reichenberg bzw. Szkarska Poreba/Schreiberhau abgestimmt. Man kann hier guten Gewissens die Uhr nach Bus und Bahn stellen. Direkt am Gleis in Richtung Liberec/Reichenberg beginnt der gut markierte Wander- und Radweg nach Orle/Karlstal. Die Wegequalität ist jedoch sehr unterschiedlich. Anfangs gut zu begehen, wird er später aufgrund des unebenen, steinigen Untergrundes zu einer Zumutung für Wanderer und Radfahrer (Wie immer sind Menschen jederlei Geschlechts und Identität gleichberechtigt gemeint: m/w/d!). An der Einmündung in den von Jakuczyce/Jakobstal nach Orle/Karlstal führenden Weg ändert sich der Belag von steinig zu asphaltiert. Es gibt angenehmere Wege im Isergebirge.

In Orle/Karlstal ist eine Rast im markanten Gasthaus angesagt. Im Inneren des Gebäudes wird die wechselvolle Geschichte des einstigen Glasbläserortes dokumentiert: interessant und sehenswert! Von Orle/Karlstal geht es zunächst weiter in Richtung Berg Granicznik und entlang der vor sich hin mäandernden Iser bis zur Karlsbrücke (Nicht zu verwechseln mit der Moldauüberquerung gleichen Namens in Prag!), wo wir von der polnischen wieder auf die tschechische Seite des Gebirges wechseln. Dem sanft ansteigenden Weg folgen wir bis zur Streusiedlung Jizerka/ Klein Iser, früher: Wilhelmshöhe, wo wir unsere Mittagspause im vorzüglich restaurierten Herrenhaus/Pansky Dum einlegen. Nach der Mittagspause statten wir der ehemalige Dorfschule einen Besuch ab. Sie wird heute als „Museum des Isergebirges“ genutzt und verdeutlicht anschaulich die wechselvolle Geschichte dieses besonderen Ortes. Jizerka/Klein Iser hat es uns angetan und wir sollten nicht zum letzten Mal dort sein.

Der wenig spektakuläre Rückweg zum Bahnhof Harrachov bietet ausreichend Zeit, das Erlebte zu verarbeiten und gedanklich die nächste Tour vorzubereiten, die uns einige Tage später auf anderen Wegen erneut nach Jizerka/Klein Iser führen soll. Fazit: Das Isergebirge hat seinen ganz eigenen Charakter und Charme und bietet ein interessantes Kontrasterlebnis zum benachbarten Riesengebirge!

Hier sind einige Schnappschüsse: https://photos.app.goo.gl/Yb7VYtPKBsxwARcx6

und hier ist ein Überblick über die Tour: