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Kammtouren.eu – Der Tourenpool wächst!

Nach den Kammtouren im Riesen- und Isergebirge im Juli und August ist vor den Kammtouren im September und Oktober. Schwerpunkte in dieser Zeit werden das Erzgebirge und die Böhmische Schweiz sein. In beiden Regionen stehen einzelne Vortouren zum Check-up der aktuellen Erreichbarkeit mit dem ÖPNV sowie zur gastronomischen Infrastruktur auf dem Plan. Die Aktualisierung der Planungsgrundlagen ist von Zeit zu Zeit erforderlich, da sich erfahrungsgemäß manches gegenüber dem Zeitpunkt der letzten Tour oder der letzten Recherche geändert hat. Die Zeit ist schnelllebig und Änderungen gehören zum Leben.

Im Tourenpool sind inzwischen 68 Kammtouren in Sachsen, Nordböhmen und Niederschlesien mit einer Gesamtlänge von 1.316 km und 33.060 Höhenmetern enthalten – siehe:

Buchbar sind bisher Kammtouren, die mit ÖPNV ab Dresden und für Zustiege entlang der Fahrtstrecken zum Startort als Tagestouren geeignet sind. Mehrtagestouren mit Zwischenübernachtungen befinden sich noch in der Planungsphase.

Erinnerung an eine Kammtour durch den Naturpark Krušnohorská hornatina/Erzgebirgs-Bergland am 24.08.2024

Bis zu 33 Grad C kündigten die Wetterfrösche für Samstag in Dresden und im Elbtal an. Da wird selbst das Sitzen im Schatten irgendwann schweißtreibend. Also raus aus der Stadt und hinauf ins Erzgebirge! Das ist mit Bus, Bahn oder Auto in einer knappen Stunde erreicht. Auf dem Kamm ist man dann ca. 800 Meter höher als am Elbufer und das ergibt im Idealfall eine Temperaturdifferenz von bis 6 Grad C. Gedacht, gesagt, getan! Uns erwarteten angenehme 25 Grad und ein kühlender Wind aus südlichen Richtungen. Also bestes Wanderwetter!

Für diese Tour hatten wir uns den wenig bekannten Naturpark Erzgebirgs-Bergland/Krušnohorská hornatina auf der tschechischen Seite des Osterzgebirges ausgesucht. Start und Ziel war ein Waldparkplatz in der Nähe von Moldava/Moldau. Orientierungshilfe für unterwegs sollten die provisorischen Markierungen eines Weges auf den Spuren mittelalterlicher Glashütten im Erzgebirge sein. Vom Einstieg in den Weg bis zur Quelle der Freiberger Mulde funktionierte das Prinzip Hoffnung. Danach übernahm der Orientierungssinn das Kommando. In der Wanderkarte aus dem Verlag Sachsen Kartografie ist der Glashüttenweg mit dem grünen Diagonalstrich gut zu erkennen, im Gelände nicht. Macht nichts, für solche Situationen werden Wanderführer ausgebildet.

Im Kammbereich passierten wir das Quellgebiet dreier Flüsse, die in Deutschland in die Elbe münden: Freiberger Mulde, Flöha und Wilde Weißeritz. Das Gebiet zwischen Moldava/Moldau und Nove Mesto/Neustadt ist zudem Einzugsgebiet der Trinkwassertalsperre Lehnmühle in Sachsen. Teilflächen der Waldgebiete und Bergwiesen sind nach tschechischem Recht als Naturdenkmale geschützt. Die Ergebnisse sind sehenswert. Wer den Zustand der Kammregion Ende der 1970-er und 1980-er Jahre erlebt hat, wird über die Waldentwicklung bis zur Gegenwart sehr erfreut sein. So sieht ein richtig schöner, vielfältiger Bergwald aus!

Besonders interessant ist die Vegetation auf, am und um den Berg Stürmer/Bouřňák. Wir wählten den Aufstieg ab Schutzgebietsgrenze „Geisterbuchen/Buky na Bouřňáku“ über den Südweg. Wild gewachsen in dem rauen Klima sind die Buchen wirklich und lassen ahnen, wie der Stürmer zu seinem Namen kam. Während des Abstieges über die Nordseite konnten wir ein anderes Gesicht des Berges kennenlernen: weite Bergwiesen und blühendes Heidekraut in großer Anzahl. Vielfalt, wie sie nur geschützte Natur hervorbringen kann, wenn man sie lässt.

Auf dem Weg nach Moldava/Moldau entdeckten wir sie dann wieder, die provisorischen Markierungen und einzelne Hinweistafeln zum Glashüttenweg. Der Abschnitt bis zum Bergbahnhof, dessen Gebäude dem finalen Verfall leider immer näher kommt, ist auch mit mehreren Hinweistafeln des neuen, grenzüberschreitenden Wanderweges zwischen Rehefeld und Moldava bestückt. Informativ gemacht und landschaftlich lohnend- man sollte ihn nicht ignorieren. Auf der Agenda unserer Tour stand er allerdings an diesem Tag nicht. Mit einer Schlusseinkehr in Moldava, kühlen Getränken und Eis ließen wir diese ebenso schöne wie erlebnisreiche Tour ausklingen. Spätestens bei der Rückkehr in die brütende Hitze Dresdens war klar, dass die kurzfristige Entscheidung für diese Tour und das Osterzgebirge richtig war. Sommerfrische vor der Haustür ist möglich, frei verfügbar und gar nicht teuer!

Hier sind einige unterwegs gemachte Schnappschüsse: https://photos.app.goo.gl/rEWEGUG4JRSBUn276

und hier ist ein Überblick über die Tour:

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 14: Abreise & Fazit

Auch die schönste Wanderreise ist irgendwann vorbei. Das muss auch Petrus nahe gegangen sein, denn er ließ am Abreisetag bittere Tränen regnen. 13 Tage Sonnenschein und ein Tag Regen sind trotzdem eine gute Wetterbilanz für eine Wanderreise im Iser- und Riesengebirge. Und weil das Wort Bilanz gerade fiel, hier noch etwas Zahlensalat:

  • Wir sind an 13 von 14 Tagen gewandert.
  • Damit haben wir insgesamt 74:11 Std. verbracht.
  • Zurückgelegt wurden dabei 253 km und 6.390 Höhenmeter.

Und so sieht das grafisch aus:

Fazit: Das Gesamterlebnis war grandios, die Erwartungen wurden weit übertroffen. Insbesondere die grenzüberschreitenden Kammüberquerungen und -touren haben uns fasziniert und verfügen über viel Potential für weitere Wanderreisen. Gern mit Kleingruppen von mindestens 5 bis maximal 15 Personen und in Kooperation mit Wanderreiseveranstaltern – Kontakt siehe Impressum.

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 13: Alter Kammweg & Via Czechia

Der letzte Wandertag sollte noch einmal ein bleibendes Erlebnis sein. Das Wetter versprach, prächtig zu werden: viel Sonne, leichter Wind und gute Fernsicht. Diesmal wanderten wir von der ehemaligen Katzensteinbaude in Jakobstal/Jakuszyce durch das Hochmoor zum Reifträger, zur Elbquelle und dann talwärts zu Rübezahls Frühstücksplatz und zum Mummelfall. Start der Tour war auf polnischer Seite an der Bahnstation Polana Jakuczycka/Jakobstal. Am alten Forsthaus bogen wir ab und begaben uns ins vorbildlich ausgeschilderte Natura-2000-Gebiet, das im Hochmoorbereich in den polnischen Riesengebirgs- Nationalpark übergeht. Der Aufstieg bis zur Alten Schlesischen Baude dauert bei Genusstempo etwas weniger als 2 Stunden. Dort ist dann Pause angesagt. Der Blick auf Schreiberhau und den Hohen Iserkamm ist immer wieder ein Erlebnis, erst recht mit einem gut gekühlten Getränk in der Hand. Den weiteren Aufstieg in Richtung Reifträger variierten wir, indem wir den auch diesmal von zahlreichen Wanderern angesteuerten Gipfel umgingen. Menschenmassen gucken war nicht unser Ziel. Dafür begaben wir uns bis zur Ceska Budka auf den historischen Kammweg, heute als Weg der tschechisch-polnischen Freundschaft und neuerdings auch als Teil der Via Czechia gewidmet. Wege zur Freundschaft sind immer gut.

An der symbolischen Elbquelle stellten wir fest, dass sie immer noch trocken lag. Kein Wunder: in den zwei Wanderwochen hatte es nicht einen Tropfen geregnet. Am Abzweig „Zu den Vier Herren“ verließen wir zum vorläufig letzten Mal den Riesengebirgskamm und stiegen den sehr gut angelegten Weg zu Rübezahls Frühstücksplatz ab. Der Rest war Mummeltal vom Feinsten und ein Abschlussessen in Harrachov. Morgen geht es nach Hause.

Fazit: Diese Tour, eine der abwechslungsreichsten und längsten, fasziniert uns am Meisten. Sie bietet alles, was das Riesengebirge so einzigartig macht.

Und noch ein Ausblick auf Tag 14, den Abreisetag: Da wird es ein wenig Zahlensalat geben.

Hier sind noch einige Schnappschüsse von der Tour am Tag 13: https://photos.app.goo.gl/NWS5oxeCESZ9amg57

und hier ist ein Überblick über die Tour:

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 12: Jakobstal & Hoher Iserkamm

Nach der Tour am Tag 6 hatten wir uns vorgenommen, den Hohen Iserkamm mit dem Hochstein nochmals anzusteuern, jedoch von Harrachov aus und komplett zu Fuß. Auf der Karte sah das schlimmer aus, als es war. Dank der polnisch markierten Abkürzung über die Grenze blieben wir am Ende des Tages sogar unter 20 km bei gerade einmal 440 aufsteigenden Höhenmetern. Der Abkürzungsweg war ziemlich wild, ersparte uns aber einen Teil der Holperpiste bis zum Abzweig nach Orle/Karlstal. Das ließen wir diesmal im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und nahmen den gelb markierten Weg nach Jakuszyce/Jakobstal. Vorbei am Biathlonstadion und der Bahnstation Polana Jakuszycka folgten wir dem gemeinsam genutzten Rad- und Wanderweg sanft auf den Hohen Iserkamm.

Auf dem Hochstein gab es auch bei dieser Tour eine phantastische Panoramasicht auf die schlesische Seite des Riesengebirges und das Hirschberger Tal. Die Einkehr in der Hochsteinbaude mit freundlichen polnischen Betreibern ist empfehlenswert. Hausgemachte Suppen und Gebäck sowie gut gekühlte Getränke runden das Bergerlebnis ab. Aber auch auf dem Hochstein gilt: Bezahlung nur in polnischer Währung! Uns fiel erneut auf, dass die polnischen Preise deutlich höher waren, als die auf tschechischen Bauden. Ein polnisches Flaschenbier für 15 Zloty (= ca. 3,60 €) und ein tschechisches für 18 Zloty (= ca. 4,30 €) waren nicht wirklich preiswert zu haben. Ähnlich war das Preisniveau bei nichtalkoholischen Getränken und den selbstgemachten Speisen. Viele Wanderer versorgten sich deshalb aus dem Rucksack und das ist immer die preiswerteste Lösung.

Der Abstieg zum Bahnhof Schreiberhau glich einer mittleren Völkerwanderung. Wer oben zuviel Flüssigkeit „getankt“ hatte, bekam unterwegs ein Problem. Kaum Unterholz und Lücken zwischen den einzelnen Menschengruppen. Irgendwie fand sich schließlich doch eine Lösung, weil alle das gleiche Problem hatten und tolerant in die menschenabgewandte Richtung blickten.

Fazit: Eine angenehme Tour ohne große konditionelle Herausforderungen und mit prima Panorama!

Hier sind noch einige Schnappschüsse von unterwegs: https://photos.app.goo.gl/r31hRhQYFfJUbr1t6

und hier ist ein Überblick über die Route:

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 11: Horní Mísečky/Ober Schlüsselbauden & Ryžoviště/Seifenbach

Diese Tour begann entspannt mit einer Busfahrt von Harrachov nach Rokytnice. Dort änderte sich das. Der Bus füllte sich und in Vitkovice war er so voll, dass auch Stehplätze rar wurden und das Atmen schwerfiel. Eigentlich hätte es eine schöne Panoramafahrt sein können: schmale Bergstraßen, Aussichten vom Feinsten und ein Busfahrer, der auch bei Gegenverkehr die Nerven behielt. Wenn da nicht der Sauerstoffmangel gewesen wäre. Eine junge Frau – sichtlich schwanger – war kurz vor dem Kollabieren. An der Endstation waren alle froh, wieder an der frischen Luft zu sein.

Wenn ein Wandertag so beginnt, kann es eigentlich nur besser werden. Und das wurde es auch. Der Weg über den Harrachsdorfer Stein zu den Salenbacher Hofbauden gehört zu den eindrucksvollsten Panoramastrecken auf dem Kammplateau. Fernsichten bis zum Böhmischen Paradies, zum Jeschken und zu den Kegelbergen von Böhmischer Lausitz und Böhmischer Schweiz machten die sauerstoffarme Fahrt vergessen. Auch Schneekoppe und Wiesenbaude waren zu erkennen und rundeten das Panorama ab.

Einen Einkehrschwung gab es erneut beim Imbiss auf dem Teufelsplan. Die Betreiber machen das im Sommer wie im Winter einfach gut und das Preis-Leistungsverhältnis ist auch in Ordnung. Frisch gestärkt machten wir uns anschließend auf die Suche nach einem Weg in Richtung Ryžoviště (Seifenbach), der in keinem Wanderführer beschrieben wird. Es gibt sie noch, die einsamen, naturbelassenen und völlig legalen Wege abseits touristischer Haupttrassen – auch im Riesengebirgsnationalpark. Man muss sie nur finden.

Ryžoviště (Seifenbach) ist vor allem bei Wintersportlern beliebt. Der Ortsteil von Harrachov ist in einem ruhigen Seitental der Mumlava/Mummel gelegen und an das Pistengebiet des Teufelsberges angeschlossen. Im Sommer ist dort im Gegensatz zum Hauptort kaum Trubel. Fazit: Eine ruhige und wenig anstrengende Panoramatour zum Geniessen!

Hier sind einige Schnappschüsse, aufgenommen während der Tour: https://photos.app.goo.gl/rsNVVJsBnaAjsYoE8

und hier ist ein Überblick über die Route:

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 10: Agnetendorf & Villa Wiesenstein

Nach dem Besuch des Carl-und-Gerhart-Hauptmann-Museums in Szklarska Poręba/Schreiberhau am Tag 6 unserer Wanderreise stand fest, dass wir auch die Villa Wiesenstein in Jagniątków (deutsch Agnetendorf, polnisch seit 1945/46) besichtigen wollen. Das verbanden wir mit einer Wanderung von Szklarska Poręba/Schreiberhau zum letzten Aufenthaltsort des Nobelpreisträgers Gerhart Hauptmann vor seinem Tod.

Die Tour wurde anstrengender als geplant, da einige Wege durch den polnischen Riesengebirgs- Nationalpark seit 01.07.2024 gesperrt waren. Das zwang uns zu einem zeitraubenden Umweg über Michałowice. Zeit, die für die Besichtigung des sehr sehenswerten Museums in der Villa Wiesenstein verloren ging. Als komisch empfanden wir auch, dass besagte Wege offenbar nur bergwärts gesperrt waren. Auf dem Rückweg nach Schreiberhau passierten wir einige davon und konnten talwärts keinerlei Sperrhinweise entdecken.

Im Museum wird in gut aufbereiteter Art und Weise in polnischer und deutscher Sprache an das Privatleben von Gerhart Hauptmann und sein Schicksal nach dem Ende des 2. Weltkrieges erinnert. Das Haus selbst befindet sich in einem sehr gut renovierten Zustand. Besonders beeindruckten uns die farbenfreudige Ausgestaltung im Stil des Naturalismus und die namensgebenden Wiesensteine auf dem Grundstück.

Das polnische Militär begleitete Gerhart Hauptmanns sterbliche Überreste nach seinem Tod samt eines Teils seiner Hinterlassenschaft bis zur neuen deutsch-polnischen Grenze in Forst an der Neisse. Dort übernahm die Sowjetarmee nicht ohne eine gewisse Anteilnahme die Begleitung und den Transport bis nach Hiddensee, wo Hauptmanns Leichnam schließlich zur letzten Ruhe gebettet wurde.

Fazit: Wir haben an diesem Tag ein interessantes und zugleich tragisches Kapitel deutsch-polnischer Kulturgeschichte kennengelernt. Auf dem Rückweg von Agnetendorf nach Schreiberhau tauschten wir unsere Eindrücke und Schlussfolgerungen aus und waren uns einig, dass sich so etwas im Verhältnis zwischen Nachbarn in Europa niemals wiederholen darf.

Hier sind einige Schnappschüsse von der Tour: https://photos.app.goo.gl/j8RZ5xYkEt4cVZ9WA

und hier ist ein Überblick über die Tour:

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 9: Graf Harrach, Rübezahl & Pavel Ploc

Nach den Touren der ersten 8 Tage auf entfernteren Routen sollte es am 9. Tag der Wanderreise vor allem um den Standort Harrachov und seine nähere Umgebung gehen. Dieser Ort ist weit mehr als eine Hauptstraße mit ein paar Hotels und Restaurants drumherum. Harrachov/Harrachsdorf hat vieles zu bieten: ein Glasmuseum, eine Brauerei, ein Skimuseum, ein Bergbaumuseum, typische Riesengebirgsarchitektur und manches mehr. So wissen wir jetzt z.B., wo 007 wohnt.;-)

Die interessantesten Eindrücke gewinnt man abseits der Touristenmeile. Drei Nebentäler lassen den Trubel schnell vergessen. Gute und preiswerte Restaurants gibt es da übrigens auch.

Bei unserer Entdeckertour begegneten wir dem Grafen Harrach, dem der Ort und die Umgebung einst gehörten und wie es sich für das Riesengebirge gehört, dem Herrn der Berge: Rübezahl. Beide in geschnitzter Form und würdevoll das Ortsbild bereichernd. Stolz ist man hier auch auf einen ehemaligen Weltklasseskispringer: Pavel Ploc. 1983 wurde er vor heimischem Publikum Vizeweltmeister im Skifliegen, 1988 Silbermedaillengewinner in Calgary hinter Matti Nykänen und 1989 bei den Nordischen Skiweltmeisterschaften Bronzemedaillengewinner mit der tschechoslowakischen Mannschaft in Lahti. Pavel Ploc betreibt eine Skipension mit Restaurant und hat sich auch politisch engagiert. 2006 wurde er für die Partei CSSD als Abgeordneter ins Parlament der Tschechischen Republik gewählt. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Pavel_Ploc).

Besonders interessant sind Wege, die nicht in Wanderführern stehen oder die abseits der Hauptwege verlaufen. So entdeckten wir einen kleinen Pfad in Richtung Polana Jakuzicka, der auf tschechischem Gebiet mit polnischen Wanderwegweisern markiert, aber in Wanderkarten (noch) nicht enthalten ist. Diesen Weg gehen wir an einem der folgenden Tage ins Isergebirge. Auch der nicht ganz neue Weg nach ⁦Rýžoviště (⁩⁦Seifenbach⁩⁦), einer alten Bergmannssiedlung, gefiel uns sehr gut. Wir gingen ihn bereits im Winter mit Schneeschuhen und werden ihn ebenfalls in den nächsten Tagen in eine Tour integrieren. Einen weiteren Weg nach Jakuszyce/Jakobstal entdeckten wir eher zufällig. Er zweigt vom Harrachover Weg ab und wird anscheinend wenig begangen. Wir werden ihn bei Gelegenheit testen, aber nicht mehr während dieser Wanderreise.

Fazit: Man kann einen ganzen Tag in und um Harrachov unterwegs sein, ohne eine Minute Langeweile zu empfinden. Ach ja, und Harrachov ist auch Station auf dem Nordweg der neuen Via Czechia. Dazu später mehr.

Hier sind einige, während der Tour aufgenommen Schnappschüsse: https://photos.app.goo.gl/ygcf59hFg6aNU4PBA .

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 8: Klein Iser & Autonomes Gebiet Hoftik/Hoffnungstal

Bevor die Erinnerungsnotizen für Tag 8 beginnen eine Anmerkung zu den bisher veröffentlichten Beiträgen: Alle haben ein kleines Update bekommen. Aus Teil wurde Tag. Dieses Wort ist treffender. Wir haben nicht teilweise, sondern täglich etwas unternommen. Auf Ruhetage im Sinne von Faulenzen und Bewegungsarmut haben wir bewusst verzichtet. Und nun zu Tag 8:

Da uns Jizerka/Klein Iser beim ersten Besuch sehr gut gefiel, wollten wir dort auf einem anderen Weg nochmals hinwandern. Start war dieses Mal in Desna/Dessendorf, das mit der Ceske Drahy von Harrachov aus in wenigen Minuten erreicht ist. Erste Station am Wegesrand war die Riedel- Villa/Riedlova vila des einstigen, namensgebenden Glasfabrikanten. Sie wird z.Z. renoviert und beherbergt die Touristinformation des Ortes. Auf den Besuch der abseits gelegenen, sehr schön restaurierten Familiengruft haben wir bei dieser Tour verzichtet. Nach Durchquerung des Ortes zu ebener Erde begann der schweißtreibende Anstieg nach Novina/Neustück. An einem unscheinbaren Schuppen entdeckten wir ein altes Foto und Informationen über dessen frühere Nutzung durch die örtliche Feuerwehr. Ein interessanter Einblick in die Regionalgeschichte dieses Isergebirgsortes!

Auf herrlich schattigen Waldwegen erreichten wir danach Jizerka/Klein Iser, wo wir uns an einem Imbissstand gut gekühlte Getränke gönnten. Bewundernswert, wie cool die Betreiber mit der Wespenplage umgingen! Uns war die Gier der Insekten nach zucker- und eiweißhaltiger Beute zu viel. Unterhalb des Berges Bukovec/Buchberg fanden wir schließlich ein wespenfreies Plätzchen für die Mittagsrast. Herrlich, dieser Blick über die bewaldeten Höhen und die Streusiedlung bis hin zu den markanten Bergrücken von Tafelfichte/Smrk und Heufuder/Stóg Izerski!

Nach einer Dreiviertelumrundung des Berges Bukovec/Buchberg stiegen wir durch das Tal der Iser wieder ab. Nächste Station am Weg war das autonome niederschlesische Gebiet Hoftik/Hoffnungstal auf tschechischer Flur. Bis 1945 gehörte das Gebiet der einstigen Strickerhäuser zu Schlesien und wurde wegen seiner landschaftlichen Reize gern als „Schlesische Schweiz“ bezeichnet.

Nach der Abtrennung Schlesiens von Deutschland wurde es Teil Polens. Anfang der 1950-er Jahre einigten sich Polen und die Tschechoslowakei auf einen Gebietstausch, Hoftik wurde tschechoslowakisch und Harrachov bekam endlich einen Bahnhof. Der liegt zwar 2 km außerhalb des Ortes, ist aber mit Bussen sehr gut angebunden. Uns war es am Ende ganz recht, die Tour mit einer kleinen Busfahrt abzurunden.

Fazit: Hoftik/Hoffnungstal und das dortige Restaurace werden wir auf jeden Fall in eine weitere Kammtour von Tannwald/Tanvald über Bad Wurzelsdorf/Kořenov einbinden.

Hier sind einige unterwegs entstandene Schnappschüsse: https://photos.app.goo.gl/YJNFhs8m5junzL748

und hier ist ein Überblick über die Tour:

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 7: Teufelsberg & Hofbauden

Auf die eher geruhsame Tour vom Vortag sollte eine etwas dynamischere folgen. Geplant war, zu Fuß von Harrachov zum Teufelsberg/Čertova hora aufzusteigen und über Teufelsplan und Studenov zu den Rochlitzer/Salenbacher Hofbauden/Dvoračky zu wandern. Doch die sehnsüchtigen Blicke auf die Seilbahn blieben nicht folgenlos: wir entschieden uns spontan für die Bahn und begannen die Tour auf dem 1.020 m hohen Hausberg Harrachovs. Dank seiner legendären Skiflugschanze und der Normalschanzen, die freilich allesamt in einem beklagenswerten Zustand und nicht mehr wettkampftauglich sind, ist der Teufelsberg neben dem Mummelfall das wahrscheinlich bekannteste Wahrzeichen Harrachovs.

Auf dem Weg nach Studenov trennte sich allmählich die Wandergemeinde. Die meisten bummelten gemütlich von Rastplatz zu Rastplatz und so konnten wir sie hinter uns lassen. In Studenov hatte eine Imbisshütte geöffnet; das Restaurant hingegen geschlossen. Auf eine Rast verzichteten wir wegen aggressiver Wespen. An der Imbisshütte Ručičky/Teufelsplan holten wir die Einkehr nach. Die Betreiber hatten vorausschauend Wespenfallen aufgestellt, die ihre Funktion prima erfüllten. Die Belästigung durch stechfreudige Insekten hielt sich in Grenzen und wir blieben komplett stichfrei.

Ab Ručičky/Teufelsplan steigt der Weg nach Dvoračky/Hofbauden kontinuierlich an und führt durch das Skigebiet von Rokytnice nad Jizerou/Rochlitz an der Iser. Hier ist Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme angesagt. Im Winter wegen der kreuzenden Abfahrtspisten und in der übrigen Zeit des Jahres wegen der zahlreichen Radfahrer. Denn der Wanderweg ist zugleich als Radweg ausgewiesen und wird rege als solcher genutzt.

Da wie erwartet das Restaurant und die Sonnenterasse an der Hofbaude voll belegt waren, zogen wir weiter auf den böhmischen Kamm des Riesengebirges zur 1.435 m hohen Kesselkoppe/Kotel. Eigentlich wäre das ein super Aussichtsberg, aber der Gipfel befindet sich in der Kernzone des Riesengebirgs- Nationalparks und markierte Wege dorthin gibt es nicht. Das akzeptieren wir und setzen den Weg vorbei an mehreren Bunkern des sogenannten Tschechoslowakischen Walls aus den 1930-er Jahren fort. Diese Schutzbauwerke sollten der Abwehr eines befürchteten deutschen Angriffs dienen, wurden jedoch nie in Kampfhandlungen eingesetzt. Im sogenannten Münchener Abkommen von 1938 wurde die Tschechoslowakei zur kampflosen Abtretung der Sudetengebiete und zur Übergabe aller darin befindlichen Ressourcen gezwungen. Was dem folgte, ist bekannt. Historie, die sich eigentlich niemals und nirgendwo wiederholen sollte. Eigentlich.

Wandern kann auch den historischen Horizont der Teilnehmenden erweitern.

Nach dem Weg durch die für die Kammregion so typische Offenlandschaft mit ihren Wiesen und Latschenkiefern begann am Kreuzungspunkt „U čtyř pánů/Bei den vier Herren“ der Abstieg in Richtung Harrachov. Vorbei an Rübezahls Frühstücksplatz und Mummelfall genossen wir aufs Neue das romantische Mummeltal und belohnten uns am Ende der Tour mit typisch böhmischer Küche in einem urigen Gasthaus. Fazit: Auch diese Tour haben wir nicht zum letzten Mal gemacht!

Hier sind wieder einige unterwegs aufgenommen Schnappschüsse: https://photos.app.goo.gl/C4Ex3A7pbVU8tJGn9

und hier ist ein Überblick über die Tour: