Kategorie: České Švýcarsko

Tourencheck auf dem Kammweg vom Schneeberger Kreuz nach Děčín/Tetschen

Tourenangebote ohne eigene Vortour sollte man vermeiden. Es genügt nicht, die Tour am PC zu planen und zu hoffen, dass schon alles gut gehen wird. Denn erstens kommt es manchmal anders und zweitens als man denkt. Doch der Reihe nach:

Die Anreise ab Dresden mit der S1 bis Königstein funktionierte reibungslos. Ab Königstein ging es weiter mit dem Wanderbus bis zum Schneeberger Kreuz, einer Haltestelle mitten im Wald. Hier beginnt die eigentliche Tour. In knapp 2 Stunden schafft man es auf den höchsten Berg des Elbsandsteingebirges, den Hohen Schneeberg/Děčínský Sněžník (723 m ü. N.N.).

Das Wetter war ideal, die Fernsicht gut wie selten (sichtbare Kammlage des Isergebirges in ca. 100 km Entfernung!) und das Erfrischungsgetränk verdient. Von da an ging es über 500 Höhenmeter und 12 km (fast) nur noch talwärts. Davon sollte man sich jedoch nicht täuschen lassen, denn der Weg ist größtenteils mit unebenen Sandsteinen gepflastert und erfordert höchste Aufmerksamkeit! Kurz vor dem Tagesziel folgte noch eine kleine Einlage durch den Waldpark zur Schäferwand und schließlich zum Nationalparkbahnhof Tetschen/Děčín.

Da die Geh- und Pausenzeit reichlich bemessen war, führte ein kulinarischer Abstecher in die Brauerei Bodenbach. Diese Lokalität ist immer wieder einen Besuch wert: hausgebrautes Bier und gute Küche – beides lecker und preiswert!

Auf dem abschließenden Weg zum Bahnhof war noch nicht zu ahnen, was der Tag für eine Schlusseinlage bereithielt. Schon in der Nationalparkbahn U28 sitzend teilte der tschechische Zugbegleiter mit, dass die Strecke zwischen Děčín und deutscher Grenze wegen eines Unfalls gesperrt sei und man nur bis Dolní Žleb/Niedergrund fahre. Daraus ergab sich ein finaler Fußmarsch von ca. 6 km auf dem Elberadweg und eine ungewisse Wartezeit in Schöna. Aus der mit ca. 19 km geplanten Strecke wurden am Ende knapp 25 km.

Merke: Man sollte immer genügend Reserven haben! Trotz Schlussüberraschung: diese Tour ist unbedingt zu empfehlen!

Historischer Kammweg wird wieder belebt

Dieser Beitrag knüpft an den Beitrag vom 05.01.2024 an. Darin ging es um die Historie des alten böhmischen Kammweges und wie daraus die Idee für das Wanderprojekt kammtouren.eu entstand.

Jetzt machen wir einen Zeitensprung.

Der alte Kammweg war zwar fast 70 Jahre unsichtbar, aber völlig verschwunden war er nie. Im Riesengebirge gab es ihn nach 1945 auf dem traditionellen Verlauf als „Weg der tschechisch-polnischen Freundschaft“. Diese Freundschaft bezog nicht unbedingt wandernde DDR- Bürger ein. Wer z.B. die Schneekoppe von der tschechoslowakischen Seite kommend besteigen und an der Schlesischen Baude auf die polnische Seite wechseln wollte, wurde nicht selten von Grenzsoldaten daran gehindert. Tschechen und Slowaken durften, was DDR- Deutschen verwehrt blieb. Das ist Geschichte; heute interessiert sich niemand mehr für den Grenzverlauf. Europa lebt auch im Riesengebirge. Umfangreich zusammengefasst ist das inzwischen tschechisch-polnische Projekt auf der Webseite Hrebrenovka. In sehr informativen Beiträgen und Youtube- Videos werden Abschnitte des Kammweges und der Riesengebirgslandschaft in den Regionen Reichenberg/ Liberec, Königsgrätz/ Hradec Králové, Pardubitz/ Pardubice und Olmütz/ Olomouc bis zum Altvater/ Praděd und auf der niederschlesischen Seite in Polen vorgestellt. Das Projekt  „Tschechisch-Polnische Hřebenovka – Östlicher Teil“ Reg. Nr. CZ.11.2.45/0.0/0.0/16_025/0001254 wurde  im Rahmen des grenzüberschreitenden Kooperationsprogramms Interreg VA Tschechische Republik – Polen 2014 – 2020 umgesetzt.

Der westliche Teil des alten böhmischen Kammweges befindet sich überwiegend auf dem Gebiet der Aussiger Region/ Ústecký kraj. Er führt von Ost nach West – oder in der Gegenrichtung – durch das Isergebirge/ Jizerské hory, das Lausitzer Gebirge/ Lužické hory, die Böhmische Schweiz/ České Švýcarsko und das Erzgebirge/ Krušnohoří. Zahlreiche Abschnitte sind neu markiert und teilweise umverlegt worden. Der Streckenverlauf im Böhmischen Erzgebirge soll laut Klub Tschechischer Touristen/ Klub českých turistů, kurz KČT, im Verlaufe des Jahres 2024 vollständig fertiggestellt und mit dem traditionellen blauen Kammwegzeichen markiert sein.

Wir sind neugierig auf das Ergebnis und entschlossen, ein tolles Wandererlebnis daraus zu machen.