Alle Artikel von Ralf Schmädicke

Wanderwoche auf dem Oberlausitzer Bergweg im Oktober 2025, Tag 3: Von Sohland nach Schönbach

(Fortsetzung des Beitrages vom 21.10.2025)

Nach einem wiederum ausgiebigen Frühstück und mit dem individuellen Lunchpaket im Gepäck verabschiedeten wir uns von unserer freundlichen Gastgeberin im „Waldschlößchen Hotel Sohland“. Sie gab uns noch einige Tipps zu Sehenswertem im Ort mit und lud zu einem weiteren Besuch ein. Vorbei an der imposanten Kirche und dem Eisenbahnviadukt führte uns der Weg zum Wahrzeichen Sohlands, der Himmelsbrücke. Sie wurde im Jahr 1796 solide aus Gestein der Umgebung erbaut, steht immer noch und kann unbeschadet überquert werden.

Der Ort hat wenige hundert Meter weiter noch eine Attraktion: den Stausee der Spree. Danach geht es stetig aufwärts bis zu den Kälbersteinen.

Die Kälbersteine sind ein mystischer Ort und Teil der sogenannten „Sonnenpfade“ entlang der Gemeinden Sohland, Wehrsdorf und Taubenheim. Namen von Felsgebilden wie „Thors Hammer“, „Odins Zeigefinger“ oder „Zwergenpyramide“ deuten sogenannte „Sonnenheiligtümer“ an, die bei einem bestimmten Sonnenstand von der Sonne „durchschienen“ werden. Insgesamt sollen es über vierzig Objekte sein, denen eine kalenderastronomische Funktion nachgesagt wird und die zu einem vom Freistaat Sachsen und der EU geförderten Tourismusprojekt gehören.

Dem Abstieg von den Kälbersteinen folgten verzweigte Waldwege durch nasses Gras und aufgeweichten Boden, der durch vorangegangene Mountainbikenutzung und Reitausflüge besonders matschig und unwegsam geworden war. Bis zu diesem Punkt war es noch kein richtiger Regen, der uns kontinuierlich durchnässte, sondern eher Geniesel aus aufliegenden Wolken. Während des Aufstiegs zum legendären Berg Bieleboh änderte sich das. Oben angekommen goß es wie aus Eimern. Zum Glück fanden wir ein trockenes Plätzchen unter einem vorstehende Dach, einen Tisch und ein paar Stühle für die Mittagspause aus dem Rucksack. Nur mit der Fernsicht vom Berg war es echt schwierig geworden. Es gab sie schlicht nicht. Auch die Bergwirtschaft hatte, wie manch andere Einkehrmöglichkeit, planmäßig geschlossen. Verpflegung aus dem Rucksack ist unter solchen Umständen erste Wahl. Auf jeden Fall blieb uns genügend Zeit, über den Ursprung der Namensgebung für den Bieleboh zu sinnieren. Er stammt aus dem Sorbischen, bedeutet soviel wie „Weißer Gott“ und steht im Kontrast zum unweit gelegenen Berg Czorneboh, was soviel wie „Schwarzer Gott“ bedeuten soll. Bei soviel Gottheit hätte eigentlich die Sonne scheinen müssen. Eigentlich.

Nach dem langen Abstieg vom Bieleboh näherten wir uns dem nächsten Quartier in der Ortschaft Schönbach, dem Hotel und Gasthof „Kretscham“. Der Name stammt ebenfalls aus dem Sorbischen und bedeutet soviel wie „Kneipe“ oder „Gasthof“. Kretschams waren zugleich auch Orte der Dorfgerichtsbarkeit. Aus der Funktion wurden Nachnamen wie Kretzschmar, Kretschmer oder Kretzschmann abgeleitet. Schönbachs Kretscham öffnete wegen Personalmangels erst 17:00 Uhr und wir hätten noch etwa 2 Stunden im Regen draußen herumstehen müssen. Es gelang jedoch, Jemanden herauszuklingeln, der uns einließ und uns den Zimmerschlüssel in die Hand drückte. Das sehr schmackhafte Abendessen gab es dann aber erst ab 18:00 Uhr. Die Frage, die wir uns nach reichlich 5 Stunden Gehzeit und ca. 18 nasskalten Kilometern stellten, war: Werden unsere Schuhe und Sachen bis zum nächsten Morgen wieder getrocknet sein?

(Fortsetzung folgt.)

Wanderwoche auf dem Oberlausitzer Bergweg im Oktober 2025, Tag 2: Von Neukirch West nach Sohland

(Fortsetzung des Beitrags vom 21.10.2025)

Nach dem ausgiebigen Frühstück im „Evabrunnen“ und ausgestattet mit einem umfangreichen Lunchpaket starteten wir in den zweiten Tag. Dazu mussten wir zunächst wieder bis zum Bahnhof Neukirch West fahren. Da die Tour mit ca. 16 km kürzer sein würde als an Tag 1, entschieden wir uns für den etwas späteren Trilex 10:37 Uhr und nutzten die Zeit bis dahin für einen Stadtrundgang durch Bischofswerda. Auf den ersten Blick mutet die Stadt wie eine „Graue Maus“ an. Doch wenn man sich auf sie einlässt, offenbart sie erstaunliche bauliche und stadtgestalterische Schätzchen. Uns hat jedenfalls gefallen, was wir sahen.

Am Bahnhof Neukirch West startete kurz nach 10.45 Uhr der Aufstieg auf den sagenumwobenen Valtenberg. Angeblich sollen dort nächtens Querxe (Erdgeister) Kegel schieben und Wanderer mit den Kugeln beschenken, der wilde Pan Dietrich durch die Wälder jagen und sieben verwunschene Ritter erlöst worden sein. Gesehen haben wir davon nichts. Vielleicht lag es daran, dass wir mit straffem Schritt nach 45 Minuten oben anlangten und nur eine kurze Pause machten. Mehr bot sich auch nicht an. Die Valtenbergbaude ist weiterhin nicht bewirtschaftet und der Anbau für einen Imbiss hatte planmäßig geschlossen.

Weiter ging es vorbei an der Wesenitzquelle, wo angeblich einst Gold gefunden wurde und über Waldwege zum „Waldhaus“. Dort urlaubte man und so zog es uns weiter zum böhmischen Nordkap, dem nördlichsten Punkt der Tschechischen Republik. Ab da verlief der Weg immer entlang der Grenze zwischen Sachsen und Böhmen. Mal hier, mal da und mal dort, sehr abwechslungsreich.

Vor dem Abstieg nach Sohland unternahmen wir noch einen Abstecher zur Prinz-Friedrich-August-Höhe. Beim letzten Besuch war die dortige Baude nicht bewirtschaftet. Erfreulicherweise ist sie es jetzt wieder, wie uns freundliche Handwerker vor Ort bestätigten. Leider nur von Donnerstag bis Sonntag, also nicht für uns am Montag.

Ersatzweise genossen wir den Abstieg nach Sohland, das über eine erstaunliche Länge und Breite verfügt. Wie man uns im Quartier versicherte, sollte Sohland aufgrund seiner beachtlichen Einwohnerzahl einst das Stadtrecht verliehen werden. Doch daraus wurde nichts, weil die Menschen in fünfzehn, weit verstreuten Ortschaften und Ortsteilen, genannt „Zippeln“ lebten. Dafür hat Sohland jetzt den einmaligen „Fünfzehn-Zippel-Wanderweg“. Und noch einiges mehr, wie wir am nächsten Tag erleben konnten.

(Fortsetzung folgt.)

Wanderwoche auf dem Oberlausitzer Bergweg im Oktober 2025, Tag 1: Von Bischofswerda nach Neukirch West

(Fortsetzung des Beitrags vom 21.10.2025)

Eigentlich beginnt der zertifizierte Teil des Oberlausitzer Bergweges erst auf dem Butterberg. Aber dort muss man vom Bahnhof oder Stadtzentrum Bischofswerdas aus erstmal hinkommen. Das sind, je nachdem wo man startet, ca. 4 km. Auf dem Butterberg angekommen entdeckt man zunächst den Turm und das Restaurant, danach den Butterberg-Treff und die sonstige Außenanlage.

Alles ist gut gepflegt und bewirtschaftet, wenn auch zu dieser frühen Stunde noch nicht geöffnet. Etwas später fällt dann das Multischild mit zahlreichen Wanderwegempfehlungen und die Übersichtskarte zum „Wandern in der Westlausitz“ auf.

Vorbei am Restaurant „Jägerhof“ führte uns der Weg meist über Wiesenwege nach Neukirch. Eigentlich sollte dort nach ca. 19 km Schluss sein. Doch aus irgendeinem Grund war die geplante Übernachtung nicht möglich und wir mussten nach Bischofswerda zurückkehren. Das bedeutete 2 km mehr als geplant und eine Wartezeit von einer Dreiviertelstunde auf den Trilex, der uns nach Bischofswerda befördern sollte. Dieser Bahnhof wird leider nur aller zwei Stunden mit einem Halt bedient. Macht nichts, wir haben die Pause genauso genossen, wie den gesamten 1. Tag auf dem Oberlausitzer Bergweg, der für uns nach ca. 21 km zu Ende ging.

(Fortsetzung folgt)

Urlaub vor der Haustür: Eine Wanderwoche auf dem Oberlausitzer Bergweg im Oktober 2025

Nach den anstrengenden, aber herrlich erlebnisreichen Wanderwochen mit Gästen aus (fast) allen Himmelsrichtungen begann am 11.10.2025 eine individuelle Wanderwoche mit der kleinstmöglichen Gruppengröße. Diesmal wollte auch der Guide verwöhnt werden und so entschieden wir uns für ein Pauschalangebot auf dem Oberlausitzer Bergweg. Kurze Anreise mit Deutschlandticket, Urlaub vor der Haustür. Die Quartiere wurden vorgebucht, Frühstück, Lunchpaket und Gästekarte inklusive. Alles hat wunderbar funktioniert und so gelang das lang ersehnte Abschalten vom stressigen Alltag auf wundersame Weise von selbst. Nur laufen mussten wir noch.

Insgesamt legten wir innerhalb von 7 Tagen zwischen Bischofswerda und Zittau 130 km mit 2.720 steigenden und 2.790 fallenden Höhenmetern zurück, wurden mehrmals eingeregnet und fielen jeden Abend in einem anderen Bett in komaähnlichen Schlaf. Das große Gepäck wurde von Haus zu Haus geschickt, Gastfreundschaft und gastronomisches Angebot waren überwältigend. Die Oberlausitz hat wirklich sehr viel zu bieten und wird andernorts unterschätzt.

Unter dem Beitrag gibt es eine Übersicht über den Tourenverlauf. In folgenden Beiträgen werden die einzelnen Etappen kurz vorgestellt.

Erinnerung an eine KammTour von Česká Kamenice nach Jedlová

Bei der letzten KammTour am 30.09.2025 war Česká Kamenice (deutsch: Böhmisch Kamnitz) der Zielort. Gestern starteten wir dort zur nächsten Etappe nach Jedlová (deutsch: Tannenberg). Wie bei allen bisherigen Etappen lag der Frauenanteil zuverlässig bei ca. 80% und war altersmäßig gut aufgeteilt: von optischen Enddreißigerinnen bis zu fidelen Damen jenseits der 70 war fast jede Altersgruppe vertreten. Alle waren gut vorbereitet, fit und bestens gelaunt. Das trifft auch auf den einzigen Mann zu. Die meisten Teilnehmenden kamen aus Dresden und Umgebung, die Teilnehmerin mit dem längsten und aufwändigsten Anreiseweg aus der Nähe von Niesky in der Oberlausitz. Danke an Alle!

Die gewählte Route war eine Melange aus altem und neuem böhmischen Kammweg sowie kreativen Abschnitten, die in keinem Wanderführer stehen. Die Zeit für diese Tour wurde bestimmt durch die Abfahrts- und Ankunftszeiten von Bus und Bahn. Für die eigentliche Wanderung standen ca. 6,5 Stunden zu Verfügung. Die wurden nicht vollständig gebraucht, dem flotten Tempo aller Beteiligten sei Dank. Auf diese Weise blieb im Restaurace am Bahnhof Jedlová nach reichlich 5 Stunden und 20 km noch genügend Zeit für eine kleine Kostprobe böhmischer Braukunst und Kulinarik.

Die Landschaftbilder sind in dieser Region besondern abwechslungsreich. Sandsteinformationen grenzen an kegelförmige, bewaldete Basaltberge und solche aus härtestem Lausitzer Granit. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass wir grenzüberschreitend unterwegs waren, ohne eine staatliche Grenze zu überwinden. Entlang von mäandernden Flußtälern schlängelt sich die romantische Eisenbahnstrecke zwischen Rumburk und Děčín (deutsch: Tetschen). Die Fahrt allein war schon ein Erlebnis in Sachen Eisenbahnromantik, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit der Tschechischen Bahn (CD). Das alles und noch viel mehr kann man nur etwa 2 Stunden von der eigenen Haustür entfernt erleben. „Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah! – soll einst eine bekannte Geistesgröße geschwärmt haben. Recht hat er!

Die nächste Etappe auf dem altneuen böhmischen Kammweg beginnt am 25.10.2025 am Bahnhof Jedlová und endet nach ca. 18- 20 km in der Brauerei Falkenstejn in Krasna Lipa (deutsch: Schönlinde). Unterwegs statten wir dem Tolstejn (deutsch: Tollenstein) und dem dritthöchsten Berg des Lausitzer Gebirges, dem Jedlová einen Besuch ab. Zuvor absolvieren wir allerdings noch eine WanderWoche auf dem Oberlausitzer Bergweg.Darauf freue ich mich schon lange. Diese StreckenTour führt vom Butterberg bei Bischofswerda über den sagenumwobenen Valtenberg, durch das Oberlausitzer Bergland und das Zittauer Gebirge bis in die alte Handelsstadt Zittau im Dreiländereck Deutschland-Tschechien-Polen.

Auf Dresdens höchsten Berg!

So lautet der Titel einer stadtnahen Wanderung auf dem Schönfeld-Weißiger-Bergweg, die wir am vergangenen Sonntag unternahmen. Startort war die Bushaltestelle Rathaus Pillnitz, Ziel die Bushaltestelle Gasthof Weißig. Durch den romantischen Friedrichsgrund ging es zunächst sanft aufwärts bis zur erfreulicherweise geöffneten Meixmühle.

Ab dort begannen die nicht allzu großen Mühen des Anstiegs bis zum Fuße des Borsberges und weiter zum Triebenberg, der mit 383 m höchsten Erhebung Dresdens und des Schönfelder Hochlandes. Der auch aus größerer Entfernung leicht zu identifizierende Berg beherbergte bis zu ihrem Abzug eine sowjetische Militärstation und ist seitdem einfach ein toller Aussichtsberg mit 360 Grad Rundumblick über die sanften Hügel und Berge der Westlausitz, die Kegelberge der Böhmischen Lausitz und des Osterzgebirges, die Tafelberge der Sächsisch-Böhmischen Schweiz und die Stadt in der Landschaft: Dresden! Unterwegs genossen wir Dresdner Blühfelder: eine prima Idee, die Nachahmer verdient!

Ein weiterer, grandioser Panoramablick erwartete uns am Napoleonstein. Der Kaiser der Franzosen weilte 1813 auf diesem Feldherrenhügel und ahnte wohl noch nicht, dass sein Stern schon bald verglühen würde. Auch dieser Bergrücken wurde also einst militärisch genutzt. Vom Napoleonstein war es nicht mehr weit bis zum Tagesziel in Weißig, wo wir der Versuchung des nahe gelegenen Biergartens widerstanden. Der in die Haltestelle einfahrende Bus der Linie 61 war uns wichtiger.

Fazit: Diese Tour ist in 4 Stunden gut zu bewältigen. Sie ist stadtnah, gut an den ÖPNV angebunden, wenig anstrengend und belohnt mit tollen Landschaftspanoramen. Man könnte sie auch Genusstour nennen!

Kammweg Erzgebirge-Ost wird neu belebt

Eine gute Nachricht vor Beginn der Herbstwandersaison: Der alte Kammweg von 1902/1904 wird auf dem Gebiet des Ústecký kraj (deutsch: Aussiger Region) nun auch im böhmischen Erzgebirge wieder neu belebt. Wie das Touristenmagazin „Kreuz und quer durch Tschechien“ in seiner Ausgabe 2025 mitteilt, wird der Kammweg Erzgebirge Ost über 7 Etappen mit insgesamt 143 km verfügen.

Und das sind die Etappen:

  • Petrovice (deutsch: Peterswald) zum Berg Komáří hůrka (deutsch Mückenberg), ca. 20 km
  • Komáří hůrka nach Nové Město (deutsch: Neustadt), ca. 17 km
  • Nové Město nach Český Jiřetín (deutsch: Georgendorf), ca. 17 km
  • Český Jiřetín nach Lesná (deutsch: Ladung), ca. 29 km
  • Lesná nach Hora Svatého Šebestiána (bis ca. 1948 Bastianperk, deutsch: Sebastiansberg), ca. 20 km
  • Hora Svatého Šebestiána nach Měděnec (deutsch: Kupferberg), ca. 19 km
  • Měděnec nach Boží Dar (deutsch: Gottesgab) und Klínovec (deutsch: Keilberg, früher: Sonnenwirbel), dem höchsten Berg des Erzgebirges, 21 km.

In Boží Dar schließt sich der Abschnitt des Erzgebirgskammweges West in der Region Karlovarský kraj (deutsch: Karlsbader Region) an und führt weiter bis zum Háj u Aše (deutsch: Hainberg bei Asch), mit 758 m höchste Erhebung im böhmischen Teil des Elstergebirges.

Interessant ist die Wiederbelebung des alten böhmischen Kammweges auch, weil parallel dazu auf deutscher Seite des Erzgebirges (tschechisch: Krušnohoří) der Kammweg Erzgebirge-Vogtland verläuft. Daraus ergeben sich zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten für grenzüberschreitendes Wandern.

Neue Chancen soll man nutzen. Wir testen den altneuen Kammweg und wenn er gefällt, nehmen wir geführte grenzüberschreitende Kammtouren im sächsisch-böhmischen Erzgebirge ins Tourenprogramm auf.

(Überarbeitet und um die Angabe „nun auch im böhmischen Erzgebirge“ ergänzt – siehe Satz 1).

Hüttenhüpfen auf der Rax – die Zweite und Schluss!

Am vorletzten Tag unserer zwei Tourenwochen sollte es regen- und gewitterfrei bleiben. Also nochmal eine Gelegenheit, die Raxalpe zu überqueren und dem Habsburghaus einen Besuch abzustatten.

Der Bus brachte uns nach Hinternasswald zum Wendeplatz. Etwas spät am Tag, aber es ist der einzige. Bis zum Einstieg in den eigentlichen Kaisersteig mussten wir noch etwa 1,5 Stunden leichtes Gelände hinter uns lassen. Danach wurde es richtig steil. Serpentine an Serpentine durch Waldflanken musste erarbeitet werden und ein Ende war nicht zu erkennen. Am Druchstieg zur Karstfläche ging es seilversichert über schmale Felspartien weiter, bevor nochmals scheinbar endlose bewaldete Serpentinen zu absolvieren waren.

Erst auf den letzten Metern sahen wir zum ersten Mal das Habsburghaus. Es thront majestätisch auf einem Bergsporn und bietet herrliche Aussichten auf große Teile der Rax bis hin zum Karl-Ludwig-Haus und zu den Bergen der Steiermark und Oberösterreichs. Darauf hatten wir uns lange gefreut. Auf die Einkehr im Haus auch. Die ist allerdings kein ganz preiswertes Vergnügen: 6,50 € für ein regionales Kaltgetränk aus der Flasche in Selbstbedienung werden aktuell dort aufgerufen! Nach der kurzen Mittagsrast ging es weiter mit der Überquerung bzw. dem Hüttenhüpfen. Der Weg zum Otto-Schutzhaus war allerdings noch etwas weiter, als wir ihn in Erinnerung hatten. Ca. 3,5 Stunden im ständigen Auf und Ab auf gerölligen Wegen lagen noch vor uns. Es wurde ein Lauf gegen die Uhr. Wir hatten keine Seilbahnabfahrt gebucht, aber auch keine Lust auf den steilen Abstieg über den Törlweg nach Hirschwang. Also laufen, um möglichst zeitig genug vor der letzten Abfahrt an der Raxalm zu sein und auf freie Plätze hoffen. Das hat funktioniert. Nach insgesamt 6 Stunden, 16 km Distanz, 1.280 steigenden und 460 fallenden Höhenmetern standen wir vor der Bergstation der Raxseilbahn. 16:15 Uhr erwischten wir eine Talfahrt und den Bus nach Payerbach 16:25 Uhr schafften wir auch!

An der Unterkunft konnten wir zum Tagesabschluss noch einen wunderbar farbenfreudigen Sonnenuntergang genießen! Spaß haben diese zwei Wochen gemacht! Wir waren sicher nicht zum letzten Mal in dieser Region.

Hüttenhüpfen auf der Rax, die Erste!

Die Raxalpe ist eine stark verkarstete, alpine Hochfläche bis knapp über 2.000 Meter Höhe. Sie befindet sich zu einem großen Teil auf der Fläche des Landes Niederösterreich. Ein anderer Teil gehört zur Steiermark und nordwestlich grenzt Oberösterreich an. Der Auf- und Abstieg ist steil und anspruchsvoll, man kann aber auch die Raxseilbahn benutzen. Örtliche Touristiker vermarkten die Hüttentouren auf der Rax erfolgreich als „Hüttenhüpfen“. Wir sind auf zwei sehr unterschiedlichen Touren „gehüpft“. Die erste Tour war für unsere Verhältnisse kurz, aber wunderschön und mit phantastischem Panorama auf das Payerbach-Reichenauer Tal.

Da das Wetter wechselhaft blieb und für den Nachmittag bereits wieder Regen und Gewitter angekündigt waren, nutzten wir für unsere erste Hüttentour die Seilbahn. Dafür sind Auf- und Abfahrtszeiten zu buchen, die den Tourenumfang begrenzen. So war es leider und wir konnten nur eine Halbtagstour machen. Die war allerdings ein Genusserlebnis: Bergstation Raxseilbahn – Otto-Schutzhaus – Kammweg zum Preiner Kreuz – Neue Seehütte und über den Seeweg und das Otto- Schutzhaus zurück.

Der Kammweg zum Preiner Kreuz führt stellenweise direkt an der Abbruchkante der Rax entlang. Mögliche Fallhöhe: bis zu 1.000 Meter ungebremst. Man sollte also trittsicher und schwindelfrei sein.

Nirgendwo sonst in den Alpen habe ich so viel Edelweiß links und rechts des Weges gesehen, wie auf der Rax. Es war beeindruckend, allerdings offenbar nicht für alle Wanderer. Manche liefen daran vorbei, wie auf der Flucht.

Auch Gastronomisch bietet die Rax sehr Akzeptables. Es beginnt mit dem Restaurant an der Tal- bzw. Bergstation und setzt sich fort mit dem Otto- Schutzhaus.

Dort war einst der Begründer der Psychotherapie, Dr. Siegmund Freud, ein oft und gern gesehener Gast. Man sagt, während seiner Aufenthalte in Reichenau sei er bis zu 3 mal pro Woche zu Fuß über den Törlweg zum Otto-Schutzhaus gewandert und dort eingekehrt. Das ist sportlich. Der Ort war auch für seine praktische Forschung zum Thema „Hysterie“ am Beispiel einer weiblichen Person bedeutsam. Eine Tafel am Haus erinnert daran.

Diese Tour machte Lust auf mehr. Wir beschlossen, an einem regen- und gewitterfreien Tag eine Tour von Hinternaßwald auf dem Kaisersteig zum Habsburghaus mit Überquerung der Rax zu unternehmen. Dazu im nächsten Beitrag mehr.

Erinnerung an eine Kammtour zum Sonnwendstein am Semmering

Nach der gelungenen Auftakttour auf den Kreuzberg und zur Speckbacherhütte folgte am Tag 2 eine „echte“ Kammtour von Semmering, Passhöhe zum Sonnwendstein und zur Pollereshütte. „Echt“ deshalb, weil der obere Weg vom Hirschenkogel zum Sonnwendstein tatsächlich als Kammweg markiert ist. Die Seilbahn- Auffahrt von der Passhöhe zum Hirschenkogel ließen wir aus. Wir waren schließlich zum Wandern da. Nach ca. 1,5 Stunden schweißtreibenden Aufstiegs erreichten wir den Hirschenkogel. Das ist der Berg, an dem im Winter Ski-Weltcuprennen in der Abfahrt und anderen alpinen Disziplinen stattfinden. Im Sommer tummeln sich dort vor allem Biker auf steilen Abfahrtspisten und Abenteuerlustige im Hochseilgarten.

Der gut erkennbare Kammweg vom Hirschenkogel zum Sonnwendstein führt durch den Wald und über Bergwiesen. Zahlreiche wilde Orchideen säumten unseren Weg.

An der Pollereshütte angekommen mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass sie Ruhetag hat. Auf einer Werbetafel weiter unten las sich das ganz anders. Aber egal, der Wirt hatte vorgesorgt: Etwas abseits entdeckten wir eine Kühltruhe mit kalten Getränken und einer Kasse des Vertrauens. Der Mann hat mitgedacht.

Die Kühltruhe war nicht die einzige Besonderheit am Fuße des weithin sichtbaren Sonnwendsteins. Einige Meter abseits der Pollereshütte entdeckten wir eine Gedenktafel für die im April und Mai 1945 Gefallenen und Vermissten der 9. (deutschen) Gebirgsdivision. Sie hatten erfolglos versucht, die vorrückenden sowjetischen Truppen am Semmering aufzuhalten. Eine solche Gedenktafel ist in Deutschland wohl (noch) undenkbar. In Österreich nicht.

Für den Abstieg wählten wir die gemütliche Forststraße zurück zur Passhöhe, wo wir uns mit einer großen Portion Eis belohnten. Der kleine, aber feine Kammweg hat uns gut gefallen. Man kann ihn genießen.

(Fortsetzung folgt!)