(Fortsetzung des Beitrages vom 21.10.2025)
Nach einem wiederum ausgiebigen Frühstück und mit dem individuellen Lunchpaket im Gepäck verabschiedeten wir uns von unserer freundlichen Gastgeberin im „Waldschlößchen Hotel Sohland“. Sie gab uns noch einige Tipps zu Sehenswertem im Ort mit und lud zu einem weiteren Besuch ein. Vorbei an der imposanten Kirche und dem Eisenbahnviadukt führte uns der Weg zum Wahrzeichen Sohlands, der Himmelsbrücke. Sie wurde im Jahr 1796 solide aus Gestein der Umgebung erbaut, steht immer noch und kann unbeschadet überquert werden.

Der Ort hat wenige hundert Meter weiter noch eine Attraktion: den Stausee der Spree. Danach geht es stetig aufwärts bis zu den Kälbersteinen.

Die Kälbersteine sind ein mystischer Ort und Teil der sogenannten „Sonnenpfade“ entlang der Gemeinden Sohland, Wehrsdorf und Taubenheim. Namen von Felsgebilden wie „Thors Hammer“, „Odins Zeigefinger“ oder „Zwergenpyramide“ deuten sogenannte „Sonnenheiligtümer“ an, die bei einem bestimmten Sonnenstand von der Sonne „durchschienen“ werden. Insgesamt sollen es über vierzig Objekte sein, denen eine kalenderastronomische Funktion nachgesagt wird und die zu einem vom Freistaat Sachsen und der EU geförderten Tourismusprojekt gehören.

Dem Abstieg von den Kälbersteinen folgten verzweigte Waldwege durch nasses Gras und aufgeweichten Boden, der durch vorangegangene Mountainbikenutzung und Reitausflüge besonders matschig und unwegsam geworden war. Bis zu diesem Punkt war es noch kein richtiger Regen, der uns kontinuierlich durchnässte, sondern eher Geniesel aus aufliegenden Wolken. Während des Aufstiegs zum legendären Berg Bieleboh änderte sich das. Oben angekommen goß es wie aus Eimern. Zum Glück fanden wir ein trockenes Plätzchen unter einem vorstehende Dach, einen Tisch und ein paar Stühle für die Mittagspause aus dem Rucksack. Nur mit der Fernsicht vom Berg war es echt schwierig geworden. Es gab sie schlicht nicht. Auch die Bergwirtschaft hatte, wie manch andere Einkehrmöglichkeit, planmäßig geschlossen. Verpflegung aus dem Rucksack ist unter solchen Umständen erste Wahl. Auf jeden Fall blieb uns genügend Zeit, über den Ursprung der Namensgebung für den Bieleboh zu sinnieren. Er stammt aus dem Sorbischen, bedeutet soviel wie „Weißer Gott“ und steht im Kontrast zum unweit gelegenen Berg Czorneboh, was soviel wie „Schwarzer Gott“ bedeuten soll. Bei soviel Gottheit hätte eigentlich die Sonne scheinen müssen. Eigentlich.


Nach dem langen Abstieg vom Bieleboh näherten wir uns dem nächsten Quartier in der Ortschaft Schönbach, dem Hotel und Gasthof „Kretscham“. Der Name stammt ebenfalls aus dem Sorbischen und bedeutet soviel wie „Kneipe“ oder „Gasthof“. Kretschams waren zugleich auch Orte der Dorfgerichtsbarkeit. Aus der Funktion wurden Nachnamen wie Kretzschmar, Kretschmer oder Kretzschmann abgeleitet. Schönbachs Kretscham öffnete wegen Personalmangels erst 17:00 Uhr und wir hätten noch etwa 2 Stunden im Regen draußen herumstehen müssen. Es gelang jedoch, Jemanden herauszuklingeln, der uns einließ und uns den Zimmerschlüssel in die Hand drückte. Das sehr schmackhafte Abendessen gab es dann aber erst ab 18:00 Uhr. Die Frage, die wir uns nach reichlich 5 Stunden Gehzeit und ca. 18 nasskalten Kilometern stellten, war: Werden unsere Schuhe und Sachen bis zum nächsten Morgen wieder getrocknet sein?

(Fortsetzung folgt.)






































