Bis zu 33 Grad C kündigten die Wetterfrösche für Samstag in Dresden und im Elbtal an. Da wird selbst das Sitzen im Schatten irgendwann schweißtreibend. Also raus aus der Stadt und hinauf ins Erzgebirge! Das ist mit Bus, Bahn oder Auto in einer knappen Stunde erreicht. Auf dem Kamm ist man dann ca. 800 Meter höher als am Elbufer und das ergibt im Idealfall eine Temperaturdifferenz von bis 6 Grad C. Gedacht, gesagt, getan! Uns erwarteten angenehme 25 Grad und ein kühlender Wind aus südlichen Richtungen. Also bestes Wanderwetter!
Für diese Tour hatten wir uns den wenig bekannten Naturpark Erzgebirgs-Bergland/Krušnohorská hornatina auf der tschechischen Seite des Osterzgebirges ausgesucht. Start und Ziel war ein Waldparkplatz in der Nähe von Moldava/Moldau. Orientierungshilfe für unterwegs sollten die provisorischen Markierungen eines Weges auf den Spuren mittelalterlicher Glashütten im Erzgebirge sein. Vom Einstieg in den Weg bis zur Quelle der Freiberger Mulde funktionierte das Prinzip Hoffnung. Danach übernahm der Orientierungssinn das Kommando. In der Wanderkarte aus dem Verlag Sachsen Kartografie ist der Glashüttenweg mit dem grünen Diagonalstrich gut zu erkennen, im Gelände nicht. Macht nichts, für solche Situationen werden Wanderführer ausgebildet.
Im Kammbereich passierten wir das Quellgebiet dreier Flüsse, die in Deutschland in die Elbe münden: Freiberger Mulde, Flöha und Wilde Weißeritz. Das Gebiet zwischen Moldava/Moldau und Nove Mesto/Neustadt ist zudem Einzugsgebiet der Trinkwassertalsperre Lehnmühle in Sachsen. Teilflächen der Waldgebiete und Bergwiesen sind nach tschechischem Recht als Naturdenkmale geschützt. Die Ergebnisse sind sehenswert. Wer den Zustand der Kammregion Ende der 1970-er und 1980-er Jahre erlebt hat, wird über die Waldentwicklung bis zur Gegenwart sehr erfreut sein. So sieht ein richtig schöner, vielfältiger Bergwald aus!
Besonders interessant ist die Vegetation auf, am und um den Berg Stürmer/Bouřňák. Wir wählten den Aufstieg ab Schutzgebietsgrenze „Geisterbuchen/Buky na Bouřňáku“ über den Südweg. Wild gewachsen in dem rauen Klima sind die Buchen wirklich und lassen ahnen, wie der Stürmer zu seinem Namen kam. Während des Abstieges über die Nordseite konnten wir ein anderes Gesicht des Berges kennenlernen: weite Bergwiesen und blühendes Heidekraut in großer Anzahl. Vielfalt, wie sie nur geschützte Natur hervorbringen kann, wenn man sie lässt.
Auf dem Weg nach Moldava/Moldau entdeckten wir sie dann wieder, die provisorischen Markierungen und einzelne Hinweistafeln zum Glashüttenweg. Der Abschnitt bis zum Bergbahnhof, dessen Gebäude dem finalen Verfall leider immer näher kommt, ist auch mit mehreren Hinweistafeln des neuen, grenzüberschreitenden Wanderweges zwischen Rehefeld und Moldava bestückt. Informativ gemacht und landschaftlich lohnend- man sollte ihn nicht ignorieren. Auf der Agenda unserer Tour stand er allerdings an diesem Tag nicht. Mit einer Schlusseinkehr in Moldava, kühlen Getränken und Eis ließen wir diese ebenso schöne wie erlebnisreiche Tour ausklingen. Spätestens bei der Rückkehr in die brütende Hitze Dresdens war klar, dass die kurzfristige Entscheidung für diese Tour und das Osterzgebirge richtig war. Sommerfrische vor der Haustür ist möglich, frei verfügbar und gar nicht teuer!
Hier sind einige unterwegs gemachte Schnappschüsse: https://photos.app.goo.gl/rEWEGUG4JRSBUn276
und hier ist ein Überblick über die Tour: