Kategorie: Erzgebirge

Kammtouren.eu – Der Tourenpool wächst!

Nach den Kammtouren im Riesen- und Isergebirge im Juli und August ist vor den Kammtouren im September und Oktober. Schwerpunkte in dieser Zeit werden das Erzgebirge und die Böhmische Schweiz sein. In beiden Regionen stehen einzelne Vortouren zum Check-up der aktuellen Erreichbarkeit mit dem ÖPNV sowie zur gastronomischen Infrastruktur auf dem Plan. Die Aktualisierung der Planungsgrundlagen ist von Zeit zu Zeit erforderlich, da sich erfahrungsgemäß manches gegenüber dem Zeitpunkt der letzten Tour oder der letzten Recherche geändert hat. Die Zeit ist schnelllebig und Änderungen gehören zum Leben.

Im Tourenpool sind inzwischen 68 Kammtouren in Sachsen, Nordböhmen und Niederschlesien mit einer Gesamtlänge von 1.316 km und 33.060 Höhenmetern enthalten – siehe:

Buchbar sind bisher Kammtouren, die mit ÖPNV ab Dresden und für Zustiege entlang der Fahrtstrecken zum Startort als Tagestouren geeignet sind. Mehrtagestouren mit Zwischenübernachtungen befinden sich noch in der Planungsphase.

Erinnerung an eine Kammtour durch den Naturpark Krušnohorská hornatina/Erzgebirgs-Bergland am 24.08.2024

Bis zu 33 Grad C kündigten die Wetterfrösche für Samstag in Dresden und im Elbtal an. Da wird selbst das Sitzen im Schatten irgendwann schweißtreibend. Also raus aus der Stadt und hinauf ins Erzgebirge! Das ist mit Bus, Bahn oder Auto in einer knappen Stunde erreicht. Auf dem Kamm ist man dann ca. 800 Meter höher als am Elbufer und das ergibt im Idealfall eine Temperaturdifferenz von bis 6 Grad C. Gedacht, gesagt, getan! Uns erwarteten angenehme 25 Grad und ein kühlender Wind aus südlichen Richtungen. Also bestes Wanderwetter!

Für diese Tour hatten wir uns den wenig bekannten Naturpark Erzgebirgs-Bergland/Krušnohorská hornatina auf der tschechischen Seite des Osterzgebirges ausgesucht. Start und Ziel war ein Waldparkplatz in der Nähe von Moldava/Moldau. Orientierungshilfe für unterwegs sollten die provisorischen Markierungen eines Weges auf den Spuren mittelalterlicher Glashütten im Erzgebirge sein. Vom Einstieg in den Weg bis zur Quelle der Freiberger Mulde funktionierte das Prinzip Hoffnung. Danach übernahm der Orientierungssinn das Kommando. In der Wanderkarte aus dem Verlag Sachsen Kartografie ist der Glashüttenweg mit dem grünen Diagonalstrich gut zu erkennen, im Gelände nicht. Macht nichts, für solche Situationen werden Wanderführer ausgebildet.

Im Kammbereich passierten wir das Quellgebiet dreier Flüsse, die in Deutschland in die Elbe münden: Freiberger Mulde, Flöha und Wilde Weißeritz. Das Gebiet zwischen Moldava/Moldau und Nove Mesto/Neustadt ist zudem Einzugsgebiet der Trinkwassertalsperre Lehnmühle in Sachsen. Teilflächen der Waldgebiete und Bergwiesen sind nach tschechischem Recht als Naturdenkmale geschützt. Die Ergebnisse sind sehenswert. Wer den Zustand der Kammregion Ende der 1970-er und 1980-er Jahre erlebt hat, wird über die Waldentwicklung bis zur Gegenwart sehr erfreut sein. So sieht ein richtig schöner, vielfältiger Bergwald aus!

Besonders interessant ist die Vegetation auf, am und um den Berg Stürmer/Bouřňák. Wir wählten den Aufstieg ab Schutzgebietsgrenze „Geisterbuchen/Buky na Bouřňáku“ über den Südweg. Wild gewachsen in dem rauen Klima sind die Buchen wirklich und lassen ahnen, wie der Stürmer zu seinem Namen kam. Während des Abstieges über die Nordseite konnten wir ein anderes Gesicht des Berges kennenlernen: weite Bergwiesen und blühendes Heidekraut in großer Anzahl. Vielfalt, wie sie nur geschützte Natur hervorbringen kann, wenn man sie lässt.

Auf dem Weg nach Moldava/Moldau entdeckten wir sie dann wieder, die provisorischen Markierungen und einzelne Hinweistafeln zum Glashüttenweg. Der Abschnitt bis zum Bergbahnhof, dessen Gebäude dem finalen Verfall leider immer näher kommt, ist auch mit mehreren Hinweistafeln des neuen, grenzüberschreitenden Wanderweges zwischen Rehefeld und Moldava bestückt. Informativ gemacht und landschaftlich lohnend- man sollte ihn nicht ignorieren. Auf der Agenda unserer Tour stand er allerdings an diesem Tag nicht. Mit einer Schlusseinkehr in Moldava, kühlen Getränken und Eis ließen wir diese ebenso schöne wie erlebnisreiche Tour ausklingen. Spätestens bei der Rückkehr in die brütende Hitze Dresdens war klar, dass die kurzfristige Entscheidung für diese Tour und das Osterzgebirge richtig war. Sommerfrische vor der Haustür ist möglich, frei verfügbar und gar nicht teuer!

Hier sind einige unterwegs gemachte Schnappschüsse: https://photos.app.goo.gl/rEWEGUG4JRSBUn276

und hier ist ein Überblick über die Tour:

Tourencheck für die KammTour von Zinnwald-Georgenfeld über Moldava nach Holzhau

An heißen Tagen sucht man sich schattige Routen oder geht ins Freibad. Die Entscheidung fiel diesmal zugunsten einer schattigen Route aus. Startort war Zinnwald-Georgenfeld, das mit dem Bus 398 von Dresden aus in etwa einer Stunde umstiegsfrei zu erreichen ist.

Der Weg führt vorbei an der Exulantenkirche, dem Georgenfelder Hochmoor und blühenden Bergwiesen in kühlere Gefilde entlang des Holperbaches, bevor er in Rehefeld-Zaunhaus auf die böhmische Seite wechselt. In Moldava/Moldau bestand die Möglichkeit zu einer kurzen Rast im Schatten und zum Einkauf gekühlter Getränke. Anschließend führt der Weg auf dem alten Bahndamm der Freiberg-Brüxer Bahn über ca. 8 km bis zum Bahnhof Holzhau. Auf Teilen des Weges läuft es sich unangenehm, da er auf dem Schotterbett der ehemaligen Bahn verläuft. Da kommt die Rast am Skibahnhof in Neurehefeld zur rechten Zeit, um die malträtierten Füße zu beruhigen.

Kleine Anmerkung zum Streckenabschnitt Moldava-Holzhau: Nach 1945 wurden die Gleise auf dem 8 km langen Abschnitt demontiert. Seitdem liegt auf deutscher Seite die Strecke brach und wird als Wanderweg bzw. Langlaufloipe genutzt. Auf tschechischer Seite besteht die Schieneninfrastruktur weiterhin bis zur Grenze und wird von der tschechischen Bahn befahren. Enthusiasten auf beiden Seiten verfolgen seit Jahren das Ziel, die Schienenlücke zwischen Holzhau und Moldava wieder zu schließen. Möge es gelingen!

Die Rückfahrt mit der kleinen, aber feinen Freiberger Eisenbahn ab Holzhau und mit der Mitteldeutschen Regiobahn ab Freiberg nach Dresden funktionierte übrigens reibungslos und auf die Minute pünktlich!

Update und Hinweis: Die bei Komoot hinterlegte Routenführung dient der Planung und ist nicht in allen Teilen identisch mit der tatsächlich gelaufenen Route. Nachnutzung auf eigenes Risiko!

Fazit: Diese Tour war weniger schweißtreibend als erwartet, dem Höhenunterschied von ca. 700- 800 Metern gegenüber dem Elbtal sei dank und ist als Sommertour an heißen Tagen geeignet. Start- und Zielort sind ab/an Dresden gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Diese Tour wird ins Programm aufgenommen.

Tourencheck auf der Erzgebirgs- Kammüberquerung von Holzhau in Sachsen nach Kloster Osek/Ossegg in Böhmen

Nach einer variantenreichen Solo- Vortour einige Tage zuvor stand fest: diese Tour muss ins Programm! Also wurde sie zunächst als weiterer Test für die Naturfreunde Dresden e.V. ausgeschrieben und fand in kleiner Gruppe am 8. Juni 2024 statt.

Wir starteten am Dresdner Hauptbahnhof mit Schienenersatzverkehr – der Bahnhof war wegen Bauarbeiten komplett gesperrt – nach Dresden- Plauen und von dort weiter mit der Regionalbahn R3 in Richtung Hof bis Freiberg. Dort wartete schon die kleine, aber feine Freiberger Bahn, die uns pünktlich zum Bahnhof Holzhau brachte. Die Gesamtfahrtzeit von Dresden bis Holzhau betrug akzeptable 70 Minuten. Freundliches Personal ohne Beamtenallüren, Abfahrt und Ankunft auf die Minute pünktlich – so macht Bahnfahren Spaß!

Nach dem Aufstieg nach Oberholzhau und danach auf überwiegend naturbelassenen Waldwegen und -pfaden erreichten wir am Batteleck die deutsch-tschechische Grenze.

Von nun an prägten blumenreiche Bergwiesen, sattgrüne Wälder und kleine Bäche den Weg bis Dlouha Louka/Langwiese, wo wir uns eine kleine Einkehr gönnten. Dann begann der teilweise steile Abstieg durch ein Naturreservat in Richtung Kloster Osek/Ossegg. Besonders sehenswert ist die als Nationales Naturdenkmal ausgewiesene, mehrere hundert Jahre alte Rotbuche. In ihrem Umfeld wurden schon seit sehr vielen Jahren keine Bäume mehr gefällt. Hier dürfen sie alt werden und die Natur bereichern.

Angekommen in Osek/Ossegg kam bei den Teilnehmenden der Wunsch nach einer weiteren gastronomischen Einkehr auf. Gesagt, getan! Böhmische Gastlichkeit ist schließlich allein schon eine Wanderung wert.

Die avisierte Klosterführung blieb uns aus Zeitgründen leider dieses Mal verwehrt, denn wir wollten den Zug nach Teplice/Teplitz schaffen. Das gelang ohne Hast und Eile, so dass am Ende im alten Glanz ausstrahlenden Kurbad Teplice/ Bad Teplitz noch genügend Zeit für eine Schlußeinkehr in der „Schwarzen Katze“ blieb, bevor uns der Bus 298 schließlich umstiegsfrei nach Dresden zurück brachte.

Die am häufigsten gestellte Frage der Teilnehmenden in Teplice lautete übrigens: „Wann machst Du die nächste Tour?“.

Und hier ist die Tourenzusammenfassung per Komoot:

Historischer Kammweg wird wieder belebt

Dieser Beitrag knüpft an den Beitrag vom 05.01.2024 an. Darin ging es um die Historie des alten böhmischen Kammweges und wie daraus die Idee für das Wanderprojekt kammtouren.eu entstand.

Jetzt machen wir einen Zeitensprung.

Der alte Kammweg war zwar fast 70 Jahre unsichtbar, aber völlig verschwunden war er nie. Im Riesengebirge gab es ihn nach 1945 auf dem traditionellen Verlauf als „Weg der tschechisch-polnischen Freundschaft“. Diese Freundschaft bezog nicht unbedingt wandernde DDR- Bürger ein. Wer z.B. die Schneekoppe von der tschechoslowakischen Seite kommend besteigen und an der Schlesischen Baude auf die polnische Seite wechseln wollte, wurde nicht selten von Grenzsoldaten daran gehindert. Tschechen und Slowaken durften, was DDR- Deutschen verwehrt blieb. Das ist Geschichte; heute interessiert sich niemand mehr für den Grenzverlauf. Europa lebt auch im Riesengebirge. Umfangreich zusammengefasst ist das inzwischen tschechisch-polnische Projekt auf der Webseite Hrebrenovka. In sehr informativen Beiträgen und Youtube- Videos werden Abschnitte des Kammweges und der Riesengebirgslandschaft in den Regionen Reichenberg/ Liberec, Königsgrätz/ Hradec Králové, Pardubitz/ Pardubice und Olmütz/ Olomouc bis zum Altvater/ Praděd und auf der niederschlesischen Seite in Polen vorgestellt. Das Projekt  „Tschechisch-Polnische Hřebenovka – Östlicher Teil“ Reg. Nr. CZ.11.2.45/0.0/0.0/16_025/0001254 wurde  im Rahmen des grenzüberschreitenden Kooperationsprogramms Interreg VA Tschechische Republik – Polen 2014 – 2020 umgesetzt.

Der westliche Teil des alten böhmischen Kammweges befindet sich überwiegend auf dem Gebiet der Aussiger Region/ Ústecký kraj. Er führt von Ost nach West – oder in der Gegenrichtung – durch das Isergebirge/ Jizerské hory, das Lausitzer Gebirge/ Lužické hory, die Böhmische Schweiz/ České Švýcarsko und das Erzgebirge/ Krušnohoří. Zahlreiche Abschnitte sind neu markiert und teilweise umverlegt worden. Der Streckenverlauf im Böhmischen Erzgebirge soll laut Klub Tschechischer Touristen/ Klub českých turistů, kurz KČT, im Verlaufe des Jahres 2024 vollständig fertiggestellt und mit dem traditionellen blauen Kammwegzeichen markiert sein.

Wir sind neugierig auf das Ergebnis und entschlossen, ein tolles Wandererlebnis daraus zu machen.

Geführte Kammtouren in Sachsens Bergen abseits des Massentourismus geplant

Dass Kammwege immer entlang der Kammlinie verlaufen müssen, ist nicht in Stein gemeißelt. Zwar ließen sich die Initiatoren des alten Kammweges davon leiten, dass es aussichtsreiche Wege mit weiten Blicken über die durchwanderten und benachbarten Landschaften sein sollten, aber es gibt nun mal nicht überall den „einen, einzigen Kamm“. Denn der verläuft in den sächsisch-böhmisch-schlesischen Grenzgebirgen fast ausschließlich auf der böhmischen Seite des Gebirges. Dennoch hat auch Sachsen sogenannte Kammwege. Der längste ist der „Kammweg Erzgebirge-Vogtland“. Er führt über ca. 285 km von Altenberg im Osterzgebirge nach Blankenstein in Thüringen und ist ein Produkt des Tourismusverbandes Erzgebirge e.V. und weiterer touristischer Akteure. Obwohl die Route meist kammfern verläuft, bietet der Weg viele Möglichkeiten, das Erzgebirge intensiv zu erleben. Und für kammtouren.eu besonders interessant: Es gibt nahezu unendlich viele Vernetzungs- und Kombinationsmöglichkeiten mit dem böhmischen (tschechischen) Teil des Erzgebirges. Erst das macht die grenzüberschreitende Erzgebirgsregion für uns zu einem echten Ziel.

Erlebnisreich ist der Kammweg auch im Zittauer Gebirge. Er verläuft im Bereich Lückendorf ein Stück weit auf der traditionellen Route des alten böhmischen Kammweges. Und auch hier sind es die grenzüberschreitenden Möglichkeiten, die diese Route so anziehend machen. Namen wie „Sudetenblick“ deuten an, was dort für großartige Landschaftspanoramen zu erwarten sind.

Grenzüberschreitende Wandererlebnisse bietet auch der Oberlausitzer Bergweg. Obwohl kein Teil des historischen böhmischen Kammweges steht er diesem in puncto Abwechslung in nichts nach. Der Weg schlängelt sich über Berg und Tal immer entlang der sächsisch-böhmischen Grenze durch das Oberlausitzer Bergland und ist längst mehr als nur ein Geheimtipp. Fast überflüssig zu erwähnen, dass auch entlang dieses Bergweges nahezu unendlich viele grenzüberschreitende Wege und Pfade in den böhmischen Teil des Lausitzer Gebirges begehbar sind. Darüber wird noch zu berichten sein.

Und weil wir gerade in der Lausitz sind: dort gibt es noch einen weiteren, den Nördlichen Kammweg. Er führt vom Keulenberg bei Pulsnitz durch das Westlausitzer Hügel- und Bergland nördlich von Dresden bis zur Landeskrone bei Görlitz. Begründet wurde der Nördliche Kammweg 1911 und ist heute im zeitgeistigen Massentourismus weitgehend unbekannt. Vielleicht, weil nicht viel Werbung dafür gemacht wird. Schön und erlebnisreich ist er trotzdem und lockt Wanderer (m/w/d) mit stillen Landschaften abseits der Touristenströme. Also genau das Richtige für kammtouren.eu und kleine, geführte Gruppen.

Alle im Beitrag genannten Wandergebiete sind von Dresden aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Auch Unterwegszustiege entlang der Fahrtstrecken sind in Absprache mit dem Tourguide kein Problem.

Geführte Kammtouren sind bereits geplant und werden hoffentlich bald das Tourenprogramm von kammtouren.eu bereichern. Diverse Abschnitte harren jedoch noch der einen oder anderen Vortour, sobald die Wetter- und Wegeverhältnisse es erlauben. Und dann wäre da noch das Kleingedruckte, sprich: die leidigen – weil bürokratischen und kostenpflichtigen – Gestattungsverträge mit Flächenbesitzern. Formlos beantragt ist es, das Ergebnis liegt jedoch noch nicht vor. Sobald die vertragliche Pflicht erfüllt ist, kann es losgehen mit geführten KammTouren in Sachsens Bergen. Hoffentlich bald in 2024!