Kategorie: České Švýcarsko

Saisonvorbereitung für Sommer- Kammtouren hat begonnen

Eigentlich ist das ganze Jahr Saison. Im Winter per Schneeschuh, im Sommer per Pedes. Wenn da nicht das Wetter und die Borkenkäfer wären! Der Winter 2024/25 war schneearm. Schneeschuhtouren waren nur an wenigen Tagen im Erzgebirge möglich – vom Iser- und Riesengebirge mal abgesehen. Für Tagestouren ab Dresden sind die beiden einigermaßen schneesicheren Gebirge jedoch zu weit entfernt und Mehrtagestouren standen in diesem Winter nicht im Programm.

Auch Sommertouren sind nicht mehr so weit voraus zu planen, wie in den Jahren vor 2018. Die extreme Trockenheit setzte vor allem Fichten enorm zu und trug zur Massenvermehrung von Borkenkäfern bei. Das hatte massenhaftes Absterben von Fichten zur Folge. In den ersten Jahren stehen die zwar noch einigermaßen stabil und beeinträchtigen lediglich den schönen Landschaftseindruck. Aber irgendwann ist der innere Verfall soweit fortgeschritten, dass die Baumskelette unangekündigt umfallen. Das war und ist besondern häufig in einigen Gebieten der Fall, durch die neue Kammweg Böhmische Schweiz verläuft. Wegsperrungen und Umleitungen sind die Konsequenz.

Das war das Motiv für eine Vortour in der vergangenen Woche durch das Gebiet bei Hřensko (deutsch: Herrnskretschen) in der Böhmischen Schweiz. Laute Hubschraubergeräusche machten schon im Ortskern darauf aufmerksam, dass offenbar Transportarbeiten mit Luftunterstützung stattfanden. Der eingesetzte Hubschrauber sowjetischer Bauart transportierte abgestorbene Baumstämme ab, die ihm von Einsatzkräften am Boden an lange Seile geheftet wurden. Anschließend flog der Heli in einer weiten Kurve aus dem Ort heraus und legte die Hölzer oberhalb auf einer Lichtung ab. Die ungewissen Flugkurven mit hängender Last machten das Begehen des Waldes oberhalb der Ortschaft lebensgefährlich und schränkten die Vortour ein.

Aber immerhin konnten zwei wichtige Erkenntnisse gewonnen werden: 1. Die schwer zugänglichen Schluchten und Klammen der Böhmischen Schweiz werden aus der Luft von Totholz befreit und 2. der tschechische Busfahrplan für Strecken im Gebiet Hřensko ist bereits öffentlich ausgehängt. Das erleichtert die Planung der nächsten Vortour enorm. Die wird nämlich ab Hřensko zur Brücke über die Kamnitzklamm zwischen Edmunds- und Wilder Klamm führen und hoffentlich Erkenntisse bringen, inwieweit der neue Kammweg in diesem Bereich gefahrlos passierbar ist. Andernfalls muss ein Plan B gefunden werden, wie übrigens auch für die Route durch den Paulinengrund. Der ist seit Herbst 2024 wegen stehenden und fallenden Totholzes gesperrt. Zwar ist eine Umleitung ausgewiesen, aber ob es da nichts Besseres gibt, müssen persönliche Eindrücke entscheiden. Es ist also noch einiges zu tun bis zum Start der Sommer- Kammtourensaison!

Die erste Anmeldung 2025 ist da!

Das ging ja fix: Am 1. Januar wurden die Touren zur Anmeldung freigegeben und am 7. Januar ging die erste Anmeldung für eine geführte KammTour am 30.08.2025 ein! So kann es gern weitergehen.

Veranstalter dieser Tour ist die Sektion Dresden des Deutschen Alpenvereins und ich werde sie führen. Die konditionell anspruchvolle Tour über ca. 22 km, +730/-700 Hm und eine Gehzeit von ca. 7,5 Stunden führt unter anderem zum Studenec/ Kaltenberg. Sie beginnt in Vysoka Lipa/ Hohenleipa und endet in Ceska Kamenice/ Böhmisch Kamnitz.

Zur Anmeldungen geht es hier entlang: https://www.dav-dresden.de/touren-kurse/touren/touren?view=tour&id=4177 .

Erste KammTouren 2025 sind online!

Sie sollte schon vor Weihnachten abgeschlossen sein, die Planung der KammTouren für 2025. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Die grenzüberschreitende Tourenplanung ist nicht nur wegen des Fahrplanwechsels Anfang April – also mitten im folgenden Jahr – eine planerische Herausforderung, sondern auch wegen der Sperrung der Elbbrücke in Bad Schandau. Niemand kann zur Zeit mit Gewissheit sagen, welche Auswirkungen die Sperrung auf den ÖPNV in der Sommersaison 2025 haben wird. Deshalb sind zunächst nur die 6 KammTouren online, deren Durchführungswahrscheinlichkeit aus heutiger Sicht am höchsten ist:

Alle Touren sind anklickbar. Dann öffnet sich die Ausschreibung. Weitere KammTouren im sächsisch-böhmischen Erzgebirge und in Richtung Jeschken-, Iser- und Riesengebirge folgen, sobald die An- und Abreise mit ÖPNV seriös planbar ist.

Erinnerung an eine Kammtour auf dem altneuen Kammweg von Děčín nach Hřensko am 16.11.2024

Die Wetterprognose für Samstag war günstig: kein Regen und zeitweise sollte sich sogar die Sonne zeigen. Also gute Voraussetzungen für eine Kammtour im November. So empfanden es offenbar auch die 11 Teilnehmerinnen und Teilnehmer von zwei Dresdner Alpenvereinssektionen, den Naturfreunden Dresden und eine Teilnehmerin ohne Vereinsbindung. Sie wollten gern den altneuen böhmischen Kammweg zwischen Děčín (deutsch: Tetschen) und Hřensko (deutsch: Herrnskretschen) kennenlernen und gemeinsam einen schönen Tag erleben.

Beim Treff am Dresdner Hauptbahnhof wurde schnell klar, dass es aufregend werden könnte. Die S-Bahn nach Schöna wurde mit 10 Minuten Verspätung angekündigt. Damit hätten wir die Nationalparkbahn U28 in Bad Schandau verpasst, was den Guide schon über Plan B nachdenken ließ. Zum Glück waren es nur 6 Minuten Verspätung und das tschechische Personal der U28 wartete die Ankunft der S-Bahn aus Dresden ab. Ab Děčín verlief die Tour dann reibungslos wie geplant.

Erste Station war die Kaiser-Franz-Josef- Aussicht auf dem Quaderberg (tschechisch: Kvaderberk), der sich kurz darauf die Elbwarte anschloss. Beides sind sehenswerte Aussichtspunkte, die man nicht auslassen sollte. Der weitere Weg verläuft entlang der Grenze des Nationalen Naturreservats „Elbtalcanon“ (tschechisch: Národní přírodní rezervace Kaňon Labe). In seiner gesamten Länge ist der Weg zudem identisch mit einer Etappe der Nordroute des neuen tschechischen Wanderprojektes „Via Czechia“, jedoch noch nicht als solche markiert.

Bis zum Abzweig nach Bynovec (deutsch: Binsdorf) sind alter und neuer Kammweg identisch. Der alte, nicht mehr als solcher markierte Kammweg, zweigt hier ab und führt durch den Ort weiter in Richtung Grundmühle und Dittersbach (tschechisch: Jetřichovice). Wir folgten jedoch dem neuen, durchgehend mit dem historischen blauen Kammzeichen markierten Weg über den Rosenkamm in Richtung Belvedere.

Die Gaststätte ist leider nur noch für Hausgäste und Gruppen nach Voranmeldung geöffnet. Aber der Imbiss auf der Terasse lädt zu einer kurzen Einkehr mit Glühwein, Grog, diversen anderen Getränken und original böhmischer Schnellkost ein. Solchermaßen gestärkt stiegen wir auf einem ziemlich steinigen Serpentinenweg ab ins Elbtal und nahmen die letzten knapp 5 km bis zum Tagesziel in Angriff. Dank der konditionell ausgeglichenen und gut harmonierenden Gruppe erreichten wir ohne Hast und Hektik die geplante S-Bahn in Schöna, bevor es dunkel wurde. Auf der Rückfahrt nach Dresden wurde die Tour ausgewertet und der Wunsch nach weiteren derartigen Touren geäußert.

Hier ist ein Überblick über die Tour:

Kammtouren.eu – Der Tourenpool wächst!

Nach den Kammtouren im Riesen- und Isergebirge im Juli und August ist vor den Kammtouren im September und Oktober. Schwerpunkte in dieser Zeit werden das Erzgebirge und die Böhmische Schweiz sein. In beiden Regionen stehen einzelne Vortouren zum Check-up der aktuellen Erreichbarkeit mit dem ÖPNV sowie zur gastronomischen Infrastruktur auf dem Plan. Die Aktualisierung der Planungsgrundlagen ist von Zeit zu Zeit erforderlich, da sich erfahrungsgemäß manches gegenüber dem Zeitpunkt der letzten Tour oder der letzten Recherche geändert hat. Die Zeit ist schnelllebig und Änderungen gehören zum Leben.

Im Tourenpool sind inzwischen 68 Kammtouren in Sachsen, Nordböhmen und Niederschlesien mit einer Gesamtlänge von 1.316 km und 33.060 Höhenmetern enthalten – siehe:

Buchbar sind bisher Kammtouren, die mit ÖPNV ab Dresden und für Zustiege entlang der Fahrtstrecken zum Startort als Tagestouren geeignet sind. Mehrtagestouren mit Zwischenübernachtungen befinden sich noch in der Planungsphase.

Tourencheck auf dem Kammweg vom Schneeberger Kreuz nach Děčín/Tetschen

Tourenangebote ohne eigene Vortour sollte man vermeiden. Es genügt nicht, die Tour am PC zu planen und zu hoffen, dass schon alles gut gehen wird. Denn erstens kommt es manchmal anders und zweitens als man denkt. Doch der Reihe nach:

Die Anreise ab Dresden mit der S1 bis Königstein funktionierte reibungslos. Ab Königstein ging es weiter mit dem Wanderbus bis zum Schneeberger Kreuz, einer Haltestelle mitten im Wald. Hier beginnt die eigentliche Tour. In knapp 2 Stunden schafft man es auf den höchsten Berg des Elbsandsteingebirges, den Hohen Schneeberg/Děčínský Sněžník (723 m ü. N.N.).

Das Wetter war ideal, die Fernsicht gut wie selten (sichtbare Kammlage des Isergebirges in ca. 100 km Entfernung!) und das Erfrischungsgetränk verdient. Von da an ging es über 500 Höhenmeter und 12 km (fast) nur noch talwärts. Davon sollte man sich jedoch nicht täuschen lassen, denn der Weg ist größtenteils mit unebenen Sandsteinen gepflastert und erfordert höchste Aufmerksamkeit! Kurz vor dem Tagesziel folgte noch eine kleine Einlage durch den Waldpark zur Schäferwand und schließlich zum Nationalparkbahnhof Tetschen/Děčín.

Da die Geh- und Pausenzeit reichlich bemessen war, führte ein kulinarischer Abstecher in die Brauerei Bodenbach. Diese Lokalität ist immer wieder einen Besuch wert: hausgebrautes Bier und gute Küche – beides lecker und preiswert!

Auf dem abschließenden Weg zum Bahnhof war noch nicht zu ahnen, was der Tag für eine Schlusseinlage bereithielt. Schon in der Nationalparkbahn U28 sitzend teilte der tschechische Zugbegleiter mit, dass die Strecke zwischen Děčín und deutscher Grenze wegen eines Unfalls gesperrt sei und man nur bis Dolní Žleb/Niedergrund fahre. Daraus ergab sich ein finaler Fußmarsch von ca. 6 km auf dem Elberadweg und eine ungewisse Wartezeit in Schöna. Aus der mit ca. 19 km geplanten Strecke wurden am Ende knapp 25 km.

Merke: Man sollte immer genügend Reserven haben! Trotz Schlussüberraschung: diese Tour ist unbedingt zu empfehlen!

Historischer Kammweg wird wieder belebt

Dieser Beitrag knüpft an den Beitrag vom 05.01.2024 an. Darin ging es um die Historie des alten böhmischen Kammweges und wie daraus die Idee für das Wanderprojekt kammtouren.eu entstand.

Jetzt machen wir einen Zeitensprung.

Der alte Kammweg war zwar fast 70 Jahre unsichtbar, aber völlig verschwunden war er nie. Im Riesengebirge gab es ihn nach 1945 auf dem traditionellen Verlauf als „Weg der tschechisch-polnischen Freundschaft“. Diese Freundschaft bezog nicht unbedingt wandernde DDR- Bürger ein. Wer z.B. die Schneekoppe von der tschechoslowakischen Seite kommend besteigen und an der Schlesischen Baude auf die polnische Seite wechseln wollte, wurde nicht selten von Grenzsoldaten daran gehindert. Tschechen und Slowaken durften, was DDR- Deutschen verwehrt blieb. Das ist Geschichte; heute interessiert sich niemand mehr für den Grenzverlauf. Europa lebt auch im Riesengebirge. Umfangreich zusammengefasst ist das inzwischen tschechisch-polnische Projekt auf der Webseite Hrebrenovka. In sehr informativen Beiträgen und Youtube- Videos werden Abschnitte des Kammweges und der Riesengebirgslandschaft in den Regionen Reichenberg/ Liberec, Königsgrätz/ Hradec Králové, Pardubitz/ Pardubice und Olmütz/ Olomouc bis zum Altvater/ Praděd und auf der niederschlesischen Seite in Polen vorgestellt. Das Projekt  „Tschechisch-Polnische Hřebenovka – Östlicher Teil“ Reg. Nr. CZ.11.2.45/0.0/0.0/16_025/0001254 wurde  im Rahmen des grenzüberschreitenden Kooperationsprogramms Interreg VA Tschechische Republik – Polen 2014 – 2020 umgesetzt.

Der westliche Teil des alten böhmischen Kammweges befindet sich überwiegend auf dem Gebiet der Aussiger Region/ Ústecký kraj. Er führt von Ost nach West – oder in der Gegenrichtung – durch das Isergebirge/ Jizerské hory, das Lausitzer Gebirge/ Lužické hory, die Böhmische Schweiz/ České Švýcarsko und das Erzgebirge/ Krušnohoří. Zahlreiche Abschnitte sind neu markiert und teilweise umverlegt worden. Der Streckenverlauf im Böhmischen Erzgebirge soll laut Klub Tschechischer Touristen/ Klub českých turistů, kurz KČT, im Verlaufe des Jahres 2024 vollständig fertiggestellt und mit dem traditionellen blauen Kammwegzeichen markiert sein.

Wir sind neugierig auf das Ergebnis und entschlossen, ein tolles Wandererlebnis daraus zu machen.