Kategorie: Krkonoše

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 14: Abreise & Fazit

Auch die schönste Wanderreise ist irgendwann vorbei. Das muss auch Petrus nahe gegangen sein, denn er ließ am Abreisetag bittere Tränen regnen. 13 Tage Sonnenschein und ein Tag Regen sind trotzdem eine gute Wetterbilanz für eine Wanderreise im Iser- und Riesengebirge. Und weil das Wort Bilanz gerade fiel, hier noch etwas Zahlensalat:

  • Wir sind an 13 von 14 Tagen gewandert.
  • Damit haben wir insgesamt 74:11 Std. verbracht.
  • Zurückgelegt wurden dabei 253 km und 6.390 Höhenmeter.

Und so sieht das grafisch aus:

Fazit: Das Gesamterlebnis war grandios, die Erwartungen wurden weit übertroffen. Insbesondere die grenzüberschreitenden Kammüberquerungen und -touren haben uns fasziniert und verfügen über viel Potential für weitere Wanderreisen. Gern mit Kleingruppen von mindestens 5 bis maximal 15 Personen und in Kooperation mit Wanderreiseveranstaltern – Kontakt siehe Impressum.

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 13: Alter Kammweg & Via Czechia

Der letzte Wandertag sollte noch einmal ein bleibendes Erlebnis sein. Das Wetter versprach, prächtig zu werden: viel Sonne, leichter Wind und gute Fernsicht. Diesmal wanderten wir von der ehemaligen Katzensteinbaude in Jakobstal/Jakuszyce durch das Hochmoor zum Reifträger, zur Elbquelle und dann talwärts zu Rübezahls Frühstücksplatz und zum Mummelfall. Start der Tour war auf polnischer Seite an der Bahnstation Polana Jakuczycka/Jakobstal. Am alten Forsthaus bogen wir ab und begaben uns ins vorbildlich ausgeschilderte Natura-2000-Gebiet, das im Hochmoorbereich in den polnischen Riesengebirgs- Nationalpark übergeht. Der Aufstieg bis zur Alten Schlesischen Baude dauert bei Genusstempo etwas weniger als 2 Stunden. Dort ist dann Pause angesagt. Der Blick auf Schreiberhau und den Hohen Iserkamm ist immer wieder ein Erlebnis, erst recht mit einem gut gekühlten Getränk in der Hand. Den weiteren Aufstieg in Richtung Reifträger variierten wir, indem wir den auch diesmal von zahlreichen Wanderern angesteuerten Gipfel umgingen. Menschenmassen gucken war nicht unser Ziel. Dafür begaben wir uns bis zur Ceska Budka auf den historischen Kammweg, heute als Weg der tschechisch-polnischen Freundschaft und neuerdings auch als Teil der Via Czechia gewidmet. Wege zur Freundschaft sind immer gut.

An der symbolischen Elbquelle stellten wir fest, dass sie immer noch trocken lag. Kein Wunder: in den zwei Wanderwochen hatte es nicht einen Tropfen geregnet. Am Abzweig „Zu den Vier Herren“ verließen wir zum vorläufig letzten Mal den Riesengebirgskamm und stiegen den sehr gut angelegten Weg zu Rübezahls Frühstücksplatz ab. Der Rest war Mummeltal vom Feinsten und ein Abschlussessen in Harrachov. Morgen geht es nach Hause.

Fazit: Diese Tour, eine der abwechslungsreichsten und längsten, fasziniert uns am Meisten. Sie bietet alles, was das Riesengebirge so einzigartig macht.

Und noch ein Ausblick auf Tag 14, den Abreisetag: Da wird es ein wenig Zahlensalat geben.

Hier sind noch einige Schnappschüsse von der Tour am Tag 13: https://photos.app.goo.gl/NWS5oxeCESZ9amg57

und hier ist ein Überblick über die Tour:

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 11: Horní Mísečky/Ober Schlüsselbauden & Ryžoviště/Seifenbach

Diese Tour begann entspannt mit einer Busfahrt von Harrachov nach Rokytnice. Dort änderte sich das. Der Bus füllte sich und in Vitkovice war er so voll, dass auch Stehplätze rar wurden und das Atmen schwerfiel. Eigentlich hätte es eine schöne Panoramafahrt sein können: schmale Bergstraßen, Aussichten vom Feinsten und ein Busfahrer, der auch bei Gegenverkehr die Nerven behielt. Wenn da nicht der Sauerstoffmangel gewesen wäre. Eine junge Frau – sichtlich schwanger – war kurz vor dem Kollabieren. An der Endstation waren alle froh, wieder an der frischen Luft zu sein.

Wenn ein Wandertag so beginnt, kann es eigentlich nur besser werden. Und das wurde es auch. Der Weg über den Harrachsdorfer Stein zu den Salenbacher Hofbauden gehört zu den eindrucksvollsten Panoramastrecken auf dem Kammplateau. Fernsichten bis zum Böhmischen Paradies, zum Jeschken und zu den Kegelbergen von Böhmischer Lausitz und Böhmischer Schweiz machten die sauerstoffarme Fahrt vergessen. Auch Schneekoppe und Wiesenbaude waren zu erkennen und rundeten das Panorama ab.

Einen Einkehrschwung gab es erneut beim Imbiss auf dem Teufelsplan. Die Betreiber machen das im Sommer wie im Winter einfach gut und das Preis-Leistungsverhältnis ist auch in Ordnung. Frisch gestärkt machten wir uns anschließend auf die Suche nach einem Weg in Richtung Ryžoviště (Seifenbach), der in keinem Wanderführer beschrieben wird. Es gibt sie noch, die einsamen, naturbelassenen und völlig legalen Wege abseits touristischer Haupttrassen – auch im Riesengebirgsnationalpark. Man muss sie nur finden.

Ryžoviště (Seifenbach) ist vor allem bei Wintersportlern beliebt. Der Ortsteil von Harrachov ist in einem ruhigen Seitental der Mumlava/Mummel gelegen und an das Pistengebiet des Teufelsberges angeschlossen. Im Sommer ist dort im Gegensatz zum Hauptort kaum Trubel. Fazit: Eine ruhige und wenig anstrengende Panoramatour zum Geniessen!

Hier sind einige Schnappschüsse, aufgenommen während der Tour: https://photos.app.goo.gl/rsNVVJsBnaAjsYoE8

und hier ist ein Überblick über die Route:

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 9: Graf Harrach, Rübezahl & Pavel Ploc

Nach den Touren der ersten 8 Tage auf entfernteren Routen sollte es am 9. Tag der Wanderreise vor allem um den Standort Harrachov und seine nähere Umgebung gehen. Dieser Ort ist weit mehr als eine Hauptstraße mit ein paar Hotels und Restaurants drumherum. Harrachov/Harrachsdorf hat vieles zu bieten: ein Glasmuseum, eine Brauerei, ein Skimuseum, ein Bergbaumuseum, typische Riesengebirgsarchitektur und manches mehr. So wissen wir jetzt z.B., wo 007 wohnt.;-)

Die interessantesten Eindrücke gewinnt man abseits der Touristenmeile. Drei Nebentäler lassen den Trubel schnell vergessen. Gute und preiswerte Restaurants gibt es da übrigens auch.

Bei unserer Entdeckertour begegneten wir dem Grafen Harrach, dem der Ort und die Umgebung einst gehörten und wie es sich für das Riesengebirge gehört, dem Herrn der Berge: Rübezahl. Beide in geschnitzter Form und würdevoll das Ortsbild bereichernd. Stolz ist man hier auch auf einen ehemaligen Weltklasseskispringer: Pavel Ploc. 1983 wurde er vor heimischem Publikum Vizeweltmeister im Skifliegen, 1988 Silbermedaillengewinner in Calgary hinter Matti Nykänen und 1989 bei den Nordischen Skiweltmeisterschaften Bronzemedaillengewinner mit der tschechoslowakischen Mannschaft in Lahti. Pavel Ploc betreibt eine Skipension mit Restaurant und hat sich auch politisch engagiert. 2006 wurde er für die Partei CSSD als Abgeordneter ins Parlament der Tschechischen Republik gewählt. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Pavel_Ploc).

Besonders interessant sind Wege, die nicht in Wanderführern stehen oder die abseits der Hauptwege verlaufen. So entdeckten wir einen kleinen Pfad in Richtung Polana Jakuzicka, der auf tschechischem Gebiet mit polnischen Wanderwegweisern markiert, aber in Wanderkarten (noch) nicht enthalten ist. Diesen Weg gehen wir an einem der folgenden Tage ins Isergebirge. Auch der nicht ganz neue Weg nach ⁦Rýžoviště (⁩⁦Seifenbach⁩⁦), einer alten Bergmannssiedlung, gefiel uns sehr gut. Wir gingen ihn bereits im Winter mit Schneeschuhen und werden ihn ebenfalls in den nächsten Tagen in eine Tour integrieren. Einen weiteren Weg nach Jakuszyce/Jakobstal entdeckten wir eher zufällig. Er zweigt vom Harrachover Weg ab und wird anscheinend wenig begangen. Wir werden ihn bei Gelegenheit testen, aber nicht mehr während dieser Wanderreise.

Fazit: Man kann einen ganzen Tag in und um Harrachov unterwegs sein, ohne eine Minute Langeweile zu empfinden. Ach ja, und Harrachov ist auch Station auf dem Nordweg der neuen Via Czechia. Dazu später mehr.

Hier sind einige, während der Tour aufgenommen Schnappschüsse: https://photos.app.goo.gl/ygcf59hFg6aNU4PBA .

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 7: Teufelsberg & Hofbauden

Auf die eher geruhsame Tour vom Vortag sollte eine etwas dynamischere folgen. Geplant war, zu Fuß von Harrachov zum Teufelsberg/Čertova hora aufzusteigen und über Teufelsplan und Studenov zu den Rochlitzer/Salenbacher Hofbauden/Dvoračky zu wandern. Doch die sehnsüchtigen Blicke auf die Seilbahn blieben nicht folgenlos: wir entschieden uns spontan für die Bahn und begannen die Tour auf dem 1.020 m hohen Hausberg Harrachovs. Dank seiner legendären Skiflugschanze und der Normalschanzen, die freilich allesamt in einem beklagenswerten Zustand und nicht mehr wettkampftauglich sind, ist der Teufelsberg neben dem Mummelfall das wahrscheinlich bekannteste Wahrzeichen Harrachovs.

Auf dem Weg nach Studenov trennte sich allmählich die Wandergemeinde. Die meisten bummelten gemütlich von Rastplatz zu Rastplatz und so konnten wir sie hinter uns lassen. In Studenov hatte eine Imbisshütte geöffnet; das Restaurant hingegen geschlossen. Auf eine Rast verzichteten wir wegen aggressiver Wespen. An der Imbisshütte Ručičky/Teufelsplan holten wir die Einkehr nach. Die Betreiber hatten vorausschauend Wespenfallen aufgestellt, die ihre Funktion prima erfüllten. Die Belästigung durch stechfreudige Insekten hielt sich in Grenzen und wir blieben komplett stichfrei.

Ab Ručičky/Teufelsplan steigt der Weg nach Dvoračky/Hofbauden kontinuierlich an und führt durch das Skigebiet von Rokytnice nad Jizerou/Rochlitz an der Iser. Hier ist Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme angesagt. Im Winter wegen der kreuzenden Abfahrtspisten und in der übrigen Zeit des Jahres wegen der zahlreichen Radfahrer. Denn der Wanderweg ist zugleich als Radweg ausgewiesen und wird rege als solcher genutzt.

Da wie erwartet das Restaurant und die Sonnenterasse an der Hofbaude voll belegt waren, zogen wir weiter auf den böhmischen Kamm des Riesengebirges zur 1.435 m hohen Kesselkoppe/Kotel. Eigentlich wäre das ein super Aussichtsberg, aber der Gipfel befindet sich in der Kernzone des Riesengebirgs- Nationalparks und markierte Wege dorthin gibt es nicht. Das akzeptieren wir und setzen den Weg vorbei an mehreren Bunkern des sogenannten Tschechoslowakischen Walls aus den 1930-er Jahren fort. Diese Schutzbauwerke sollten der Abwehr eines befürchteten deutschen Angriffs dienen, wurden jedoch nie in Kampfhandlungen eingesetzt. Im sogenannten Münchener Abkommen von 1938 wurde die Tschechoslowakei zur kampflosen Abtretung der Sudetengebiete und zur Übergabe aller darin befindlichen Ressourcen gezwungen. Was dem folgte, ist bekannt. Historie, die sich eigentlich niemals und nirgendwo wiederholen sollte. Eigentlich.

Wandern kann auch den historischen Horizont der Teilnehmenden erweitern.

Nach dem Weg durch die für die Kammregion so typische Offenlandschaft mit ihren Wiesen und Latschenkiefern begann am Kreuzungspunkt „U čtyř pánů/Bei den vier Herren“ der Abstieg in Richtung Harrachov. Vorbei an Rübezahls Frühstücksplatz und Mummelfall genossen wir aufs Neue das romantische Mummeltal und belohnten uns am Ende der Tour mit typisch böhmischer Küche in einem urigen Gasthaus. Fazit: Auch diese Tour haben wir nicht zum letzten Mal gemacht!

Hier sind wieder einige unterwegs aufgenommen Schnappschüsse: https://photos.app.goo.gl/C4Ex3A7pbVU8tJGn9

und hier ist ein Überblick über die Tour:

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 5: Alte Schlesische Baude & Elbquelle

Weil es so schön war, sollte die Kammüberquerung von Szklarsa Poreba/Schreiberhau nach Harrachov/Harrachsdorf wieder mit einer Bahnfahrt beginnen. Auf die Minute pünktlich startete der Zug der Ceske Drahy nach Skzarska Poreba Gorna und die Fahrt war eine super Einstimmung auf die kommende Tour. Rund 700 Höhenmeter waren im Auf- und Abstieg zu bewältigen und der Aufstieg kam uns endlos vor. Es war heiß und schwül und erst auf dem Kamm bewegten sich die Temperaturen einigermaßen im Wohlfühlbereich. Hinzu kam der erneute Weg durch das baustellengeplagte Szklarska Poreba/Schreiberhau bis zum Einstieg in den Bergweg an der Ameisenbank. Dann aber wurde es eine richtig schöne Bergtour, nur kurz unterbrochen von der unschönen Ticketpflicht für den polnischen Nationalpark. 5 Zloty pro Person (= ca. 1,20 €), ein eher symbolischer Preis, waren zu entrichten. Zahlbar in polnischer Währung oder per Karte. Man ist also gut beraten, sich in Schreiberhau am Bankautomaten einen Handbetrag in Zloty abzuheben oder eine Bezahlkarte mitzunehmen. Euro oder tschechische Kronen werden nicht akzeptiert; eine polnische Eigenheit. Auf der tschechischen Seite der Grenze gibt es keine Eintrittsgebühren und man akzeptiert auf den meisten Bauden die polnische und die gemeinsame europäische Währung. Allerdings meist zu einem für den Anbieter sehr vorteilhaften Umrechnungskurs. Sozusagen Trinkgeld inklusive.

Nach etwa anderthalb Stunden war die Alte Schlesische Baude erreicht. Eine Pause mit gut gekühlten Erfrischungsgetränken und kostenloser Panoramaaussicht über den niederschlesischen Gebirgsteil und das Hirschberger Tal sollte man sich nicht entgehen lassen, auch wenn die Preise auf polnischen Bauden deutschen Gaststättenpreisen immer näher kommen. Die letzten Meter im Aufstieg zur Elbwiese erforderten nochmal etwas Motivation, aber dann wurde es einfach nur noch schön und aussichtsreich. Auf dem Weg zur ausgetrockneten Elbquelle fielen uns die vielen abgestorbenen Latschenkiefern auf. Das war bei unserer Tour im vergangenen Jahr noch nicht der Fall. Offensichtlich leiden viele Pflanzen auf der Elbwiese unter dem Mangel an Regen und der starken Verdunstung infolge langanhaltender Hitzeperioden. Die damit verbundene erhöhte Waldbrandgefahr treibt auch die tschechische Nationalparkverwaltung um. Auf dem Abstieg zur Wosseckerbaude begegneten wir einer gemeinsamen Streife von Nationalparkrangern und tschechischer Polizei. Das kennen wir aus der Nationalparkregion Sächsisch-Böhmische Schweiz. Im Riesengebirgs- Nationalpark haben wir es erstmals erlebt.

Immer wieder schön und erholsam ist auch der gemächliche Abstieg von der Wosseckerbaude vorbei an Rübezahls Frühstücksplatz und entlang der Mumlava/Mummel mit ihrem bernsteinfarbenen, kristallklaren Wasser, das zum Baden einlädt.

Fazit: Eine erlebnisreiche Tour, anstrengend im Aufstieg, zum Seelebaumeln geeignet auf der Kammhöhe und zum Genießen im Abstieg!

Hier sind einige Schnappschüsse: https://photos.app.goo.gl/Dk8oHhK3KnM5WvrP7

und hier ist ein Überblick über die Tour:

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 4:  ‎Szklarska Poręba & Zackelfall

Der Wunsch nach einem Besuch in Szklarska Poreba/Schreiberhau auf der niederschlesischen Seite des Riesengebirges bestand schon länger, wurde aber immer wieder verworfen. Diesmal sollte es jedoch klappen. Die Zugverbindung von Harrachov/Harrachsdorf nach Szklarska Poreba/Schreiberhau ist ideal geeignet, schnell und preiswert. Die Fahrzeit beträgt ca. 25 Minuten und der Preis pro Person 60 Tschechische Kronen (= ca. 2,40 EUR). Die Züge sind auf die Minute pünktlich und die Schaffner von erlesener Freundlichkeit. Fahrkartenkauf im Zug ist eine Selbstverständlichkeit und wenn man Wert darauf legt, erhält man die Fahrkarte auch zum Tarif 65+ für einen reduzierten Preis. Die Deutsche Bahn sollte ihre Führungskräfte und Zugbegleiter zum Praktikum bei der Tschechischen Bahn delegieren.

In Szklarska Poreba/Schreiberhau angekommen, stehen für weiterreisende Fahrgäste schon der Regionalzug der Niederschlesischen Eisenbahn nach Wroclaw/Breslau und der Schnellzug nach Warzawa/Warschau bereit. Auch auf polnischer Seite sind alle Züge sauber, pünktlich und der Ablauf ist wohlorganisiert. Beeindruckend!

Auf dem Weg zum Zackelfall müssen wir innerorts mehrere Baustellen passieren. Es geht eng und laut zu und über den Arbeitsschutz schweigt des Chronisten Höflichkeit. Unterwegs gewinnen wir zunehmend den Eindruck, Teil einer Prozession zu sein. Hunderte, Tausende scheinen das gleiche Ziel „Zackelfall“ zu haben. Am Eingang zum Kassenhäuschen hat sich schon eine ellenlange Warteschlange gebildet. Wir beschließen, auf den kostenpflichtigen Eintritt zu verzichten und fotografieren den Zackelfall von oben durch ein Absperrgitter. Während der folgenden Pause in einer urigen Hütte fällt ein altes Radio auf: produziert im Sachsenwerk Dresden-Niedersedlitz – vermutlich ein Beutestück aus der Zeit der Vertreibung. Für den Rückweg zum Bahnhof wählen wir bewusst eine andere, menschenarme Route durch den polnischen Riesengebirgsnationalpark. Ein Nationalpark sollte kein Rummelplatz sein!

Fazit: Szklarska Poreba/Schreiberhau, wir kommen wieder! Aber definitiv nicht zum Zackelfall!

Hier ist eine Übersichtskarte des Ortes:

und hier sind einige Fotos der Tour: https://photos.app.goo.gl/tgcRVmix2J8SWYRb6 .

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 2: Alter Wossecker Weg

Nach dem Ortsrundgang am Ankunftstag mit Erkundung von Einkaufsmöglichkeiten, touristischen Fahrplänen, Bankautomaten und empfehlenswerten Restaurants (Dabei halfen unsere freundlichen Gastgeber mit Spezialtipps!) begann die eigentliche Wanderreise am 2. Tag mit einer schon traditionellen Tour: Durch das Mummeltal und auf dem alten Wossecker Weg zur Wossecker Baude und weiter zum Reifträger. Der alte Wossecker Weg ist sowohl in aktuellen tschechischen als auch in historischen deutschen Wanderkarten des ehemaligen Riesengebirgsvereins ausgewiesen. Begangen werden darf er allerdings nur noch im unteren Teil bis zur Querung der Radtrasse. Der obere, viel wildere Teil befindet sich in den Zonen 1 und 2 des Nationalparks, ist nicht mehr markiert und darf nicht mehr betreten werden. Schade, aber wir respektieren das zum Schutz der einzigartigen Riesengebirgsnatur. Der Umweg auf der Radtrasse führte uns zum deutlich weniger attraktiven Normalaufstieg und schließlich zur verdienten Pause an der Wossecker Hütte. Dort wird z.Z. angebaut und das Dach repariert. Weiter ging es schließlich auf markiertem Weg zum Reifträger/Szrenica mit seiner aus nahezu allen Himmelsrichtungen sichtbaren Baude im niederschlesischen (polnischen) Teil des Gebirges. Seitdem eine Seilbahn auf polnischer Seite Menschen auf den Berg transportiert, ist diese Baude permanent überfüllt. Wir haben sie deshalb auch diesmal wieder gemieden. Auf dem Rückweg kehrten wir dafür am Imbiss bei Rübezahls Frühstücksplatz ein und genossen gut gekühlte Hopfenkaltschale aus der Rübezahlbrauerei Trutnov/Trautenau (Pivovar Krakonoš), bevor wir die letzten 6 km bis zu unserem Quartier unter die Füße nahmen. Fazit: eine immer wieder lohnenswerte Eingehtour!

Hier ist ein Überblick über die Tour:

und hier sind einige Schnappschüsse: https://photos.app.goo.gl/N9cEcjtHUSKTKWUD6

(Fortsetzung folgt!)

Erinnerungen an zwei Wanderwochen im Riesen- und im Isergebirge 2024, Tag 1: Ankunft in Harrachov

Es lockt immer wieder, das Riesengebirge! Nachdem wir in den vergangenen Jahren mehrmals im Ostriesengebirge zwischen Sněžka/Schneekoppe und Žacléř/Schatzlar, im zentralen Teil um Špindlerův Mlýn/Spindlermühle und im westlichen Bereich um Rokytnice nad Jizerou/Rochlitz an der Iser unterwegs waren, entschieden wir uns diesmal für Harrachov/Harrachsdorf als Standquartier. Der Ort ist von Dresden aus gut mit dem Zug via Liberec/Reichenberg zu erreichen, bietet genügend Quartiere für jeden Geldbeutel und Geschmack und verfügt über sehr gute innertschechische und grenzüberschreitende Verkehrsanbindungen für Wanderungen im böhmischen und schlesischen Iser- und Riesengebirge. Und genau darum ging es uns: Kammtouren grenzüberschreitend in Polen und Tschechien, ohne lange Anfahrten und möglichst vom Standquartier aus.

Innerhalb der zwei Wanderwochen absolvierten wir 12 Tagestouren zwischen 18 und 23 km Länge und 2 „Ruhetage“ mit Kurztouren unter 15 km Länge. Das Wetter war stabil und hochsommerlich. Von Regen blieben wir verschont und zum Glück auch von Gewittern. Wir hatten ein Topquartier mit ebenerdiger Terasse, Frühstück an die Tür und sehr gastfreundlichen Pensionsbetreibern. Als Zugabe an heißen Tagen gab es direkt am Grundstück Abkühlung im kristallklaren Wasser des kleinen Flüßchens Kamenice, das wenige hundert Meter talwärts in die Iser mündete. Alles in allen fanden wir ideale Rahmenbedingungen für unser Wanderprojekt vor. Darüber soll hier in loser Folge berichtet werden.

Hier sind einige fotografische Impressionen vom Anreisetag: https://photos.app.goo.gl/prf2VhRWg5pSzsye7 .

(Fortsetzung folgt!)

Historischer Kammweg wird wieder belebt

Dieser Beitrag knüpft an den Beitrag vom 05.01.2024 an. Darin ging es um die Historie des alten böhmischen Kammweges und wie daraus die Idee für das Wanderprojekt kammtouren.eu entstand.

Jetzt machen wir einen Zeitensprung.

Der alte Kammweg war zwar fast 70 Jahre unsichtbar, aber völlig verschwunden war er nie. Im Riesengebirge gab es ihn nach 1945 auf dem traditionellen Verlauf als „Weg der tschechisch-polnischen Freundschaft“. Diese Freundschaft bezog nicht unbedingt wandernde DDR- Bürger ein. Wer z.B. die Schneekoppe von der tschechoslowakischen Seite kommend besteigen und an der Schlesischen Baude auf die polnische Seite wechseln wollte, wurde nicht selten von Grenzsoldaten daran gehindert. Tschechen und Slowaken durften, was DDR- Deutschen verwehrt blieb. Das ist Geschichte; heute interessiert sich niemand mehr für den Grenzverlauf. Europa lebt auch im Riesengebirge. Umfangreich zusammengefasst ist das inzwischen tschechisch-polnische Projekt auf der Webseite Hrebrenovka. In sehr informativen Beiträgen und Youtube- Videos werden Abschnitte des Kammweges und der Riesengebirgslandschaft in den Regionen Reichenberg/ Liberec, Königsgrätz/ Hradec Králové, Pardubitz/ Pardubice und Olmütz/ Olomouc bis zum Altvater/ Praděd und auf der niederschlesischen Seite in Polen vorgestellt. Das Projekt  „Tschechisch-Polnische Hřebenovka – Östlicher Teil“ Reg. Nr. CZ.11.2.45/0.0/0.0/16_025/0001254 wurde  im Rahmen des grenzüberschreitenden Kooperationsprogramms Interreg VA Tschechische Republik – Polen 2014 – 2020 umgesetzt.

Der westliche Teil des alten böhmischen Kammweges befindet sich überwiegend auf dem Gebiet der Aussiger Region/ Ústecký kraj. Er führt von Ost nach West – oder in der Gegenrichtung – durch das Isergebirge/ Jizerské hory, das Lausitzer Gebirge/ Lužické hory, die Böhmische Schweiz/ České Švýcarsko und das Erzgebirge/ Krušnohoří. Zahlreiche Abschnitte sind neu markiert und teilweise umverlegt worden. Der Streckenverlauf im Böhmischen Erzgebirge soll laut Klub Tschechischer Touristen/ Klub českých turistů, kurz KČT, im Verlaufe des Jahres 2024 vollständig fertiggestellt und mit dem traditionellen blauen Kammwegzeichen markiert sein.

Wir sind neugierig auf das Ergebnis und entschlossen, ein tolles Wandererlebnis daraus zu machen.