Kategorie: Kammtouren

Wanderwoche auf dem Oberlausitzer Bergweg im Oktober 2025, Tag 6: Von Waltersdorf nach Kurort Oybin

(Fortsetzung des Beitrags vom 21.10.2025)

Da der Oberlausitzer Bergweg zwischen Waltersdorf und Jonsdorf wegen der Waldkalkung abschnittsweise ebenfalls gesperrt war, gingen wir auf dem Cottaweg weiter. Das war eine gute Entscheidung, denn dieser Weg verläuft immer auf der Grenzlinie zwischen Deutschland und Tschechien und ist viel abwechslungsreicher, als der offizielle Weg. Am einstigen Grenzübergang an der „Wache“ sahen wir uns zwei nahe beieinander stehende Gedenksteine bzw. -tafeln an: auf der tschechischen Seite die Erinnerung an die tschechoslowakischen Verteidiger des Grenzlandes gegen die sudetendeutschen Freikorps 1938 und auf der deutschen Seite die Erinnerung an die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus dem Sudetenland nach 1945. Das Eine hatte das Andere zur Folge. Beides darf sich nicht wiederholen, niemals und nirgends.

Wir folgten dem Grenzweg im stetigen Auf und Ab vorbei am Falkenstein und den Rabensteinen, der Jonsdorfer Felsengasse und dem Schwarzen Loch. Nach dem Ortsteil Hain begann der Aufstieg auf den Berg Hochwald. Der schönste Weg hinauf ist zugleich der wahrscheinlich steilste: immer entlang der Grenze über die Blockhalde bis zum Gipfelkreuz an der Hochwaldbaude.

Die Baude hatte geöffnet und einer Bergrast stand somit nichts im Wege. Hausmannskost und frisch gezapftes Bier kamen gerade recht. Solchermaßen gestärkt genossen wir anschließend die immer besser werdende Fernsicht und statteten noch dem Hochwaldturm einen Kurzbesuch ab, bevor wir ins Kammloch ab- und nach Oybin wieder aufstiegen. Nach ca. 15 km war die kürzeste Etappe des Oberlausitzer Bergweges geschafft. Wir empfanden sie als die bisher schönste.

(Fortsetzung folgt)

Wanderwoche auf dem Oberlausitzer Bergweg im Oktober 2025, Tag 4: Von Schönbach nach Eibau

(Fortsetzung des Beitrags vom 21.10.2025)

Am vierten Tourentag stand erneut eine Etappe mit wechselhaftem Wetter bevor. Die äußeren Bedingungen waren unwirtlich und die Wege aufgeweicht. Unser Tagesziel, das Biohotel auf dem Beckenberg in Eibau, sollten wir nach knapp 23 km durchnässt erreichen. Dort wurden wir schon erwartet und sehr angenehm überrascht. Das Hotel bietet gastronomisches Spitzenniveau und im Außenbereich sehenswerte, kunstvoll gestaltete Holzskulpturen!

Im steten Wechsel von Offenland und Wald führte der gut markierte Wanderweg ab Schönbach u.a. vorbei an der Waldhütte am Alten Teich, dem Museum „Reiterhaus“ in Neusalza-Spremberg und an der Gemeinde Kottmarsdorf mit ihrer weithin sichtbaren Bockwindmühle zur höchstgelegenen Spreequelle am Berg Kottmar. Auf dem Sagenweg zum Berggipfel informieren Schautafeln über Sagen und Legenden der Region, darunter auch über die angebliche Entstehung der Spreequelle. Sagenhaft!

Bevor wir zum Gipfel aufstiegen, statteten wir noch der alten Skisprungschanze am Kottmar einen Besuch ab. Man mag es kaum glauben, aber einst gab es noch richtige Winter mit viel Schnee in der Oberlausitz. Sonst hätte man sicher die Sprungschanze nicht gebaut. Bei unserem Besuch begegneten wir aber immerhin einer Gruppe junger Sportler, die mit Rollski Langlauf rund um den Kottmar trainierten. Der Ski-Club Kottmar und mit ihm die Oberlausitzer Wintersporttradition leben also weiter.

Der Gipfelbereich des Kottmar hielt eine Enttäuschung bereit. Die Bergbaude neben dem 1881 vom Gebirgsverein Lusatia erreichteten Aussichtsturm steht schon seit Jahren leer und ist dem Verfall preisgegeben. Sehr schade, denn der Ort zieht immer noch viele Besucher an. Sogar bei diesem miesen Wetter sind wir mehreren Wanderern begegnet! Neben dem Aussichtsturm befindet sich eine Säule der ehemaligen königlich-sächsischen Triangulation. Auch daraus ließe sich sicher mehr machen.

(Fortsetzung folgt)

Wanderwoche auf dem Oberlausitzer Bergweg im Oktober 2025, Tag 3: Von Sohland nach Schönbach

(Fortsetzung des Beitrages vom 21.10.2025)

Nach einem wiederum ausgiebigen Frühstück und mit dem individuellen Lunchpaket im Gepäck verabschiedeten wir uns von unserer freundlichen Gastgeberin im „Waldschlößchen Hotel Sohland“. Sie gab uns noch einige Tipps zu Sehenswertem im Ort mit und lud zu einem weiteren Besuch ein. Vorbei an der imposanten Kirche und dem Eisenbahnviadukt führte uns der Weg zum Wahrzeichen Sohlands, der Himmelsbrücke. Sie wurde im Jahr 1796 solide aus Gestein der Umgebung erbaut, steht immer noch und kann unbeschadet überquert werden.

Der Ort hat wenige hundert Meter weiter noch eine Attraktion: den Stausee der Spree. Danach geht es stetig aufwärts bis zu den Kälbersteinen.

Die Kälbersteine sind ein mystischer Ort und Teil der sogenannten „Sonnenpfade“ entlang der Gemeinden Sohland, Wehrsdorf und Taubenheim. Namen von Felsgebilden wie „Thors Hammer“, „Odins Zeigefinger“ oder „Zwergenpyramide“ deuten sogenannte „Sonnenheiligtümer“ an, die bei einem bestimmten Sonnenstand von der Sonne „durchschienen“ werden. Insgesamt sollen es über vierzig Objekte sein, denen eine kalenderastronomische Funktion nachgesagt wird und die zu einem vom Freistaat Sachsen und der EU geförderten Tourismusprojekt gehören.

Dem Abstieg von den Kälbersteinen folgten verzweigte Waldwege durch nasses Gras und aufgeweichten Boden, der durch vorangegangene Mountainbikenutzung und Reitausflüge besonders matschig und unwegsam geworden war. Bis zu diesem Punkt war es noch kein richtiger Regen, der uns kontinuierlich durchnässte, sondern eher Geniesel aus aufliegenden Wolken. Während des Aufstiegs zum legendären Berg Bieleboh änderte sich das. Oben angekommen goß es wie aus Eimern. Zum Glück fanden wir ein trockenes Plätzchen unter einem vorstehende Dach, einen Tisch und ein paar Stühle für die Mittagspause aus dem Rucksack. Nur mit der Fernsicht vom Berg war es echt schwierig geworden. Es gab sie schlicht nicht. Auch die Bergwirtschaft hatte, wie manch andere Einkehrmöglichkeit, planmäßig geschlossen. Verpflegung aus dem Rucksack ist unter solchen Umständen erste Wahl. Auf jeden Fall blieb uns genügend Zeit, über den Ursprung der Namensgebung für den Bieleboh zu sinnieren. Er stammt aus dem Sorbischen, bedeutet soviel wie „Weißer Gott“ und steht im Kontrast zum unweit gelegenen Berg Czorneboh, was soviel wie „Schwarzer Gott“ bedeuten soll. Bei soviel Gottheit hätte eigentlich die Sonne scheinen müssen. Eigentlich.

Nach dem langen Abstieg vom Bieleboh näherten wir uns dem nächsten Quartier in der Ortschaft Schönbach, dem Hotel und Gasthof „Kretscham“. Der Name stammt ebenfalls aus dem Sorbischen und bedeutet soviel wie „Kneipe“ oder „Gasthof“. Kretschams waren zugleich auch Orte der Dorfgerichtsbarkeit. Aus der Funktion wurden Nachnamen wie Kretzschmar, Kretschmer oder Kretzschmann abgeleitet. Schönbachs Kretscham öffnete wegen Personalmangels erst 17:00 Uhr und wir hätten noch etwa 2 Stunden im Regen draußen herumstehen müssen. Es gelang jedoch, Jemanden herauszuklingeln, der uns einließ und uns den Zimmerschlüssel in die Hand drückte. Das sehr schmackhafte Abendessen gab es dann aber erst ab 18:00 Uhr. Die Frage, die wir uns nach reichlich 5 Stunden Gehzeit und ca. 18 nasskalten Kilometern stellten, war: Werden unsere Schuhe und Sachen bis zum nächsten Morgen wieder getrocknet sein?

(Fortsetzung folgt.)

Wanderwoche auf dem Oberlausitzer Bergweg im Oktober 2025, Tag 2: Von Neukirch West nach Sohland

(Fortsetzung des Beitrags vom 21.10.2025)

Nach dem ausgiebigen Frühstück im „Evabrunnen“ und ausgestattet mit einem umfangreichen Lunchpaket starteten wir in den zweiten Tag. Dazu mussten wir zunächst wieder bis zum Bahnhof Neukirch West fahren. Da die Tour mit ca. 16 km kürzer sein würde als an Tag 1, entschieden wir uns für den etwas späteren Trilex 10:37 Uhr und nutzten die Zeit bis dahin für einen Stadtrundgang durch Bischofswerda. Auf den ersten Blick mutet die Stadt wie eine „Graue Maus“ an. Doch wenn man sich auf sie einlässt, offenbart sie erstaunliche bauliche und stadtgestalterische Schätzchen. Uns hat jedenfalls gefallen, was wir sahen.

Am Bahnhof Neukirch West startete kurz nach 10.45 Uhr der Aufstieg auf den sagenumwobenen Valtenberg. Angeblich sollen dort nächtens Querxe (Erdgeister) Kegel schieben und Wanderer mit den Kugeln beschenken, der wilde Pan Dietrich durch die Wälder jagen und sieben verwunschene Ritter erlöst worden sein. Gesehen haben wir davon nichts. Vielleicht lag es daran, dass wir mit straffem Schritt nach 45 Minuten oben anlangten und nur eine kurze Pause machten. Mehr bot sich auch nicht an. Die Valtenbergbaude ist weiterhin nicht bewirtschaftet und der Anbau für einen Imbiss hatte planmäßig geschlossen.

Weiter ging es vorbei an der Wesenitzquelle, wo angeblich einst Gold gefunden wurde und über Waldwege zum „Waldhaus“. Dort urlaubte man und so zog es uns weiter zum böhmischen Nordkap, dem nördlichsten Punkt der Tschechischen Republik. Ab da verlief der Weg immer entlang der Grenze zwischen Sachsen und Böhmen. Mal hier, mal da und mal dort, sehr abwechslungsreich.

Vor dem Abstieg nach Sohland unternahmen wir noch einen Abstecher zur Prinz-Friedrich-August-Höhe. Beim letzten Besuch war die dortige Baude nicht bewirtschaftet. Erfreulicherweise ist sie es jetzt wieder, wie uns freundliche Handwerker vor Ort bestätigten. Leider nur von Donnerstag bis Sonntag, also nicht für uns am Montag.

Ersatzweise genossen wir den Abstieg nach Sohland, das über eine erstaunliche Länge und Breite verfügt. Wie man uns im Quartier versicherte, sollte Sohland aufgrund seiner beachtlichen Einwohnerzahl einst das Stadtrecht verliehen werden. Doch daraus wurde nichts, weil die Menschen in fünfzehn, weit verstreuten Ortschaften und Ortsteilen, genannt „Zippeln“ lebten. Dafür hat Sohland jetzt den einmaligen „Fünfzehn-Zippel-Wanderweg“. Und noch einiges mehr, wie wir am nächsten Tag erleben konnten.

(Fortsetzung folgt.)

Wanderwoche auf dem Oberlausitzer Bergweg im Oktober 2025, Tag 1: Von Bischofswerda nach Neukirch West

(Fortsetzung des Beitrags vom 21.10.2025)

Eigentlich beginnt der zertifizierte Teil des Oberlausitzer Bergweges erst auf dem Butterberg. Aber dort muss man vom Bahnhof oder Stadtzentrum Bischofswerdas aus erstmal hinkommen. Das sind, je nachdem wo man startet, ca. 4 km. Auf dem Butterberg angekommen entdeckt man zunächst den Turm und das Restaurant, danach den Butterberg-Treff und die sonstige Außenanlage.

Alles ist gut gepflegt und bewirtschaftet, wenn auch zu dieser frühen Stunde noch nicht geöffnet. Etwas später fällt dann das Multischild mit zahlreichen Wanderwegempfehlungen und die Übersichtskarte zum „Wandern in der Westlausitz“ auf.

Vorbei am Restaurant „Jägerhof“ führte uns der Weg meist über Wiesenwege nach Neukirch. Eigentlich sollte dort nach ca. 19 km Schluss sein. Doch aus irgendeinem Grund war die geplante Übernachtung nicht möglich und wir mussten nach Bischofswerda zurückkehren. Das bedeutete 2 km mehr als geplant und eine Wartezeit von einer Dreiviertelstunde auf den Trilex, der uns nach Bischofswerda befördern sollte. Dieser Bahnhof wird leider nur aller zwei Stunden mit einem Halt bedient. Macht nichts, wir haben die Pause genauso genossen, wie den gesamten 1. Tag auf dem Oberlausitzer Bergweg, der für uns nach ca. 21 km zu Ende ging.

(Fortsetzung folgt)

Urlaub vor der Haustür: Eine Wanderwoche auf dem Oberlausitzer Bergweg im Oktober 2025

Nach den anstrengenden, aber herrlich erlebnisreichen Wanderwochen mit Gästen aus (fast) allen Himmelsrichtungen begann am 11.10.2025 eine individuelle Wanderwoche mit der kleinstmöglichen Gruppengröße. Diesmal wollte auch der Guide verwöhnt werden und so entschieden wir uns für ein Pauschalangebot auf dem Oberlausitzer Bergweg. Kurze Anreise mit Deutschlandticket, Urlaub vor der Haustür. Die Quartiere wurden vorgebucht, Frühstück, Lunchpaket und Gästekarte inklusive. Alles hat wunderbar funktioniert und so gelang das lang ersehnte Abschalten vom stressigen Alltag auf wundersame Weise von selbst. Nur laufen mussten wir noch.

Insgesamt legten wir innerhalb von 7 Tagen zwischen Bischofswerda und Zittau 130 km mit 2.720 steigenden und 2.790 fallenden Höhenmetern zurück, wurden mehrmals eingeregnet und fielen jeden Abend in einem anderen Bett in komaähnlichen Schlaf. Das große Gepäck wurde von Haus zu Haus geschickt, Gastfreundschaft und gastronomisches Angebot waren überwältigend. Die Oberlausitz hat wirklich sehr viel zu bieten und wird andernorts unterschätzt.

Unter dem Beitrag gibt es eine Übersicht über den Tourenverlauf. In folgenden Beiträgen werden die einzelnen Etappen kurz vorgestellt.

Erinnerung an eine KammTour von Česká Kamenice nach Jedlová

Bei der letzten KammTour am 30.09.2025 war Česká Kamenice (deutsch: Böhmisch Kamnitz) der Zielort. Gestern starteten wir dort zur nächsten Etappe nach Jedlová (deutsch: Tannenberg). Wie bei allen bisherigen Etappen lag der Frauenanteil zuverlässig bei ca. 80% und war altersmäßig gut aufgeteilt: von optischen Enddreißigerinnen bis zu fidelen Damen jenseits der 70 war fast jede Altersgruppe vertreten. Alle waren gut vorbereitet, fit und bestens gelaunt. Das trifft auch auf den einzigen Mann zu. Die meisten Teilnehmenden kamen aus Dresden und Umgebung, die Teilnehmerin mit dem längsten und aufwändigsten Anreiseweg aus der Nähe von Niesky in der Oberlausitz. Danke an Alle!

Die gewählte Route war eine Melange aus altem und neuem böhmischen Kammweg sowie kreativen Abschnitten, die in keinem Wanderführer stehen. Die Zeit für diese Tour wurde bestimmt durch die Abfahrts- und Ankunftszeiten von Bus und Bahn. Für die eigentliche Wanderung standen ca. 6,5 Stunden zu Verfügung. Die wurden nicht vollständig gebraucht, dem flotten Tempo aller Beteiligten sei Dank. Auf diese Weise blieb im Restaurace am Bahnhof Jedlová nach reichlich 5 Stunden und 20 km noch genügend Zeit für eine kleine Kostprobe böhmischer Braukunst und Kulinarik.

Die Landschaftbilder sind in dieser Region besondern abwechslungsreich. Sandsteinformationen grenzen an kegelförmige, bewaldete Basaltberge und solche aus härtestem Lausitzer Granit. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass wir grenzüberschreitend unterwegs waren, ohne eine staatliche Grenze zu überwinden. Entlang von mäandernden Flußtälern schlängelt sich die romantische Eisenbahnstrecke zwischen Rumburk und Děčín (deutsch: Tetschen). Die Fahrt allein war schon ein Erlebnis in Sachen Eisenbahnromantik, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit der Tschechischen Bahn (CD). Das alles und noch viel mehr kann man nur etwa 2 Stunden von der eigenen Haustür entfernt erleben. „Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah! – soll einst eine bekannte Geistesgröße geschwärmt haben. Recht hat er!

Die nächste Etappe auf dem altneuen böhmischen Kammweg beginnt am 25.10.2025 am Bahnhof Jedlová und endet nach ca. 18- 20 km in der Brauerei Falkenstejn in Krasna Lipa (deutsch: Schönlinde). Unterwegs statten wir dem Tolstejn (deutsch: Tollenstein) und dem dritthöchsten Berg des Lausitzer Gebirges, dem Jedlová einen Besuch ab. Zuvor absolvieren wir allerdings noch eine WanderWoche auf dem Oberlausitzer Bergweg.Darauf freue ich mich schon lange. Diese StreckenTour führt vom Butterberg bei Bischofswerda über den sagenumwobenen Valtenberg, durch das Oberlausitzer Bergland und das Zittauer Gebirge bis in die alte Handelsstadt Zittau im Dreiländereck Deutschland-Tschechien-Polen.

Kammweg Erzgebirge-Ost wird neu belebt

Eine gute Nachricht vor Beginn der Herbstwandersaison: Der alte Kammweg von 1902/1904 wird auf dem Gebiet des Ústecký kraj (deutsch: Aussiger Region) nun auch im böhmischen Erzgebirge wieder neu belebt. Wie das Touristenmagazin „Kreuz und quer durch Tschechien“ in seiner Ausgabe 2025 mitteilt, wird der Kammweg Erzgebirge Ost über 7 Etappen mit insgesamt 143 km verfügen.

Und das sind die Etappen:

  • Petrovice (deutsch: Peterswald) zum Berg Komáří hůrka (deutsch Mückenberg), ca. 20 km
  • Komáří hůrka nach Nové Město (deutsch: Neustadt), ca. 17 km
  • Nové Město nach Český Jiřetín (deutsch: Georgendorf), ca. 17 km
  • Český Jiřetín nach Lesná (deutsch: Ladung), ca. 29 km
  • Lesná nach Hora Svatého Šebestiána (bis ca. 1948 Bastianperk, deutsch: Sebastiansberg), ca. 20 km
  • Hora Svatého Šebestiána nach Měděnec (deutsch: Kupferberg), ca. 19 km
  • Měděnec nach Boží Dar (deutsch: Gottesgab) und Klínovec (deutsch: Keilberg, früher: Sonnenwirbel), dem höchsten Berg des Erzgebirges, 21 km.

In Boží Dar schließt sich der Abschnitt des Erzgebirgskammweges West in der Region Karlovarský kraj (deutsch: Karlsbader Region) an und führt weiter bis zum Háj u Aše (deutsch: Hainberg bei Asch), mit 758 m höchste Erhebung im böhmischen Teil des Elstergebirges.

Interessant ist die Wiederbelebung des alten böhmischen Kammweges auch, weil parallel dazu auf deutscher Seite des Erzgebirges (tschechisch: Krušnohoří) der Kammweg Erzgebirge-Vogtland verläuft. Daraus ergeben sich zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten für grenzüberschreitendes Wandern.

Neue Chancen soll man nutzen. Wir testen den altneuen Kammweg und wenn er gefällt, nehmen wir geführte grenzüberschreitende Kammtouren im sächsisch-böhmischen Erzgebirge ins Tourenprogramm auf.

(Überarbeitet und um die Angabe „nun auch im böhmischen Erzgebirge“ ergänzt – siehe Satz 1).

Erinnerung an eine Wanderung von Doksy/Hirschberg zur Burg Bezděz/Bösig

Tag 4 unserer Wanderwoche war reserviert für eine Tour zur alten Königsburg Bezděz/Bösig. Auch diese Auswahl erfolgte nicht ganz ohne nostalgischen Hintergrund. Wir haben den Bösig jedes mal „erstürmt“, wenn wir in der Gegend waren.

Start- und Zielpunkt war wieder der nicht mehr ganz geheime Geheimparkplatz am Stadion von Doksy. Vor vielen Jahren spielte dort Dynamo Doksy, welch ein verbindender Zufall! Heutzutage verzichtet man auf das Dynamo im Namen, in einem anderen drittklassigen Verein noch nicht. Manchmal ist ein ehrlicher Neustart besser, als das langsame Versinken in der sportlichen Bedeutungslosigkeit. Aber manchen Fans scheint es genau so zu gefallen.

Zurück zur Tour: Sie führt inzwischen über zwei Abschnitte der Nord-Süd-Route der Via Czechia. Für den Hinweg zum Bösig nutzten wir den Radweg durch ausgedehnte Kiefernforsten als Orientierung. Jedoch nicht ohne einen Abstecher zum Břehyňský rybník (Heideteich) und zum ehemaligen Waldrestaurant „U lekninu“ – das weit und breit beste Eis, sie wissen schon.

Mit diesem Eis im Bauch ließ sich die folgende monotone Radroute viel besser ertragen. Zu sehen gab es zwischen den Kiefern wenig. Der Weg war weitgehend erlebnisarm. Das änderte sich allerdings schlagartig mit dem Verlassen des Waldgebietes. Plötzlich tauchte die Burg Bösig zum Greifen nah vor uns auf und in der Gegenrichtung eröffnete sich unseren Blicken am Horizont das grandiose Panorama vom Berg Jeschken bei Liberec/Reichenberg bis zu den Gipfeln des Riesengebirges. Allein für diesen Anblick hat sich Tour gelohnt!

Auch den wohl bekanntesten romantischen Dichter Böhmens, Karel Hynek Macha, zog es einst auf den Bösig. Eine in den Basaltfelsen am Wegesrand eingelassene Tafel erinnert an ihn ebenso, wie der heutige Name des einstigen Großteichs: Macha- See.

Die Burganlage auf dem Bösig befindet sich in einem stark renovierungsbedürftigen Zustand. Besichtigt werden kann sie an Wochenenden für einen eher symbolischen Eintrittspreis. An unserem Tourentag blieb sie leider geschlossen. Ein romantischer Aussichts- und Pausenplatz ist sie trotzdem. Schön und geheimnisvoll.

Man sagt, der Teufel habe eine Wette verloren und so entstand nur die Königsburg auf dem großen Bösig. Der kleine Bösig blieb bis zum heutigen Tag unbebaut. Am Rande des Burgaufstiegs erinnert eine symbolische Teufelsfigur an diese Legende.

Für den Rückweg nutzten wir den rot markierten Wanderweg, der inzwischen ebenfalls zur Via Czechia gehört. Deutlich erlebnisreicher und angenehmer ist er zu gehen und führt durch dichten Mischwald, bevor sich eine weite Wiesenlandschaft vor unseren Blicken ausbreitet. Das letzte Stück des Weges führt uns vorbei am alten Friedhof mit zahlreichen deutschen Gräbern und schließlich entlang der Bahntrasse in die Ortsmitte, wo unsere Tour endet.

Fazit: Wir haben diese nostalgische Tour und die Ausblicke sehr genossen! Sie ist für uns ein Klassiker, der uns immer wieder anziehen wird. An warmen Tagen kann man sich zum Schluss mit einem kühlen Getränk am schneeweißen Sandstrand oder einem Bad im Macha- See belohnen.

Erinnerung an eine RundWanderung von und nach Doksy/Hirschberg um den Großteich/Machovo Jezero

Am 3. Tag unserer Wanderwoche entschieden wir uns für einen nostalgischen Klassiker. Die erste gemeinsame Urlaubsreise führte uns vor 45 Jahren mit Moped und Zelt in die damalige CSSR an den Machasee. Doksy, so der klangvolle Name, galt unter Insidern als das Ibiza des Ostens. Unter Ibiza konnten wir uns nichts vorstellen. Es war uns bis Anfang der 1990-er Jahre fremd und unerreichbar. Aber Doksy war nah und attraktiv.

Heute ist dort manches anders geworden. Vieles erkannten wir wieder, wie den Campingplatz „Bily kamen/Weißer Stein“. Dort sollte unsere Tour beginnen. Sie führte uns zunächst durch eine in den Kiefernwald eingebettete Siedlung mit kleinen Wochenendhäusern und hügligen Sandsteinformationen zum ehemaligen Waldrestaurant „U lekninu“. Darin befindet sich jetzt ein kleines Café und man sagt, es gäbe dort das beste Eis weit und breit! Wir haben das überprüft. Stimmt!

Weiter führte unsere Tour vorbei am Durchstich des Břehyňský rybník (deutsch Heideteich) zum Machasee und einer kleinen Kapelle am Wegesrand. Das angrenzende Teichgebiet ist geprägt durch ein unter Naturschutz stehendes Moor. So etwas gibt es also auch an künstlich angelegten Teichen. Von Wassermangel konnten wir dort nichts feststellen.

Auf dem weiteren Weg nach Thammühl/Stare Splavy passierten wir mehrere kleine Feriencamps, die von ihren Betreibern auf die Saison vorbereitet wurden. Trotzdem oder um die Arbeitskräfte bei Laune zu halten hatte in einem der Camps direkt am See eine Restauration geöffnet und lud zu Kaffee, Kuchen und Fassbier ein. Der halbe Liter gutes böhmisches Bier kostete 45 Tschechische Kronen, umgerechnet etwa 1,80 €. Wohlgemerkt: bestes, frisch gezapftes Fassbier! Man kann als Gastronom offenbar auch volkstümliche Preise anbieten, ohne zu verhungern. In Tschechien scheint man diese Kunst zu beherrschen, in Deutschland muss man das noch üben.

Der weitere Weg führte uns durch Stare Splavy/Thammühl, einen Ortsteil von Doksy/Hirschberg. Dort hat sich am Ufer des Machasees einiges baulich geändert. Zwei neue Hotelkomplexe sind in den letzten Jahren entstanden und steigern sicherlich das Gewerbesteueraufkommen. Ob ihrer kubischen Bauweise wirken sie aber eher wie Fremdkörper in der romantischen Landschaft. Wenn man sie doch wenigstens im landestypischen Stil errichtet hätte! Aber den meisten Gästen wird das egal sein. Hauptsache der Preis stimmt, der Weg zum Strand ist kurz und das Bier schmeckt. Der Rest ist Sache für die Nachwelt.

Auf dem letzten Abschnitt zwischen Stare Splavy und Doksy verläuft der Weg parallel zur Bahnlinie. Die Trasse wurde im 19. Jahrhundert bergmännisch in die Sandsteinfelsen hineingeschlagen und die Schienen darin verlegt. Eine ingenieurtechnische und bergbauliche Meisterleistung, von der wir heute noch profitieren!

Doksy selbst befand sich bei unserer Ankunft noch in einer Art Dornröschenschlaf. Viele Baustellen, geschlossene Restaurants und Geschäfte und nur wenige Menschen auf den Straßen. Aber wenn es so geblieben ist wie früher, dann haben wir nur die Ruhe vor dem (touristischen) Sommersturm erlebt. Doksy hat schließlich einen Ruf zu verteidigen!

Fazit: Wir haben diese eher nostalgische Tour sehr genossen. Die etwa 21 km vergingen wie im Flug. So kann es sein, wenn die Erinnerung an gute, alte Zeiten „mitwandert“. Solche Wanderungen tun der Seele gut, immer wieder und gern.

(Fortsetzung folgt!)